Neue Alben: Elton John, Arctic Monkeys, Muncie Girls
Von Philip Dulle, Sebastian Hofer und Stephan Wabl
Arctic Monkeys: AM (Domino)
Nicht nur in Deutschland und Österreich wird diesen Monat gewählt. Die Arctic Monkeys betreiben Wahlkampf mit bester Konsenspolitik. Wer will mit einem neuen Album heute noch anecken? Statt links und rechts, oben oder unten bewegt man sich in brisanten Zeiten auf die goldene Mitte zu. Auf ihrem siebten Album, der Einfachheit halber auf den schlichten Titel AM getauft, reduziert die Band aus dem britischen Sheffield ihren Indierock auf das Wesentliche: Man hört Soul- und Mainstream-Pop-Anleihen, triumphierende Gitarrenstücke (R U Mine) und Balladen, die in konsequenter Manier gleich mal mit Siebzigerjahre-Riffs veredelt werden (die Freundschaft mit Josh Homme zeigt Wirkung), im nächsten Song aber auch an die Beatles erinnern dürfen. Sieben Jahre nach ihrem packenden, gefeierten Debüt strotzen die Monkeys nur so vor Selbstsicherheit, verbinden Retrorock mit aktuellem R&B-Mainstream und definieren damit wohl auch den Pop-Zeitgeist der frühen Zehnerjahre. Dem NME sagte Alex Turner, Sänger und Kopf der Band, kürzlich: AM sei like a Dr. Dre beat, but we've given it an Ike Turner bowl-cut and sent it galloping across the desert on a Stratocaster. Treffsicher auf den Punkt. (7.5/10) Ph. D.
Elton John: The Diving Board (Virgin EMI)
Freitag der 13., und Elton John veröffentlicht ein neues Album. Das muss kein Unglück sein, und ist es im konkreten Fall auch nicht, ganz im Gegenteil. Herr John entdeckt auf seinem 30. Solo-Album seinen inneren Grönemeyer und begleitet sich selbst durch ein knapp einstündiges Balladen-Potpourri, das sich ganz fantastisch zum Kitschfilmsoundtrack eignen würde, aber das gilt ja für viele gute Platten, zum Beispiel die von Bruce Springsteen, den man hier auch immer wieder mal durchzuhören meint. Und das muss nun wirklich kein Unglück sein. Kleine Form, große Oper, Superalbum. (8/10) S. Ho.
Muncie Girls: Sleepless (Specialist Subject)
Das junge Trio aus dem beschaulichen Exeter im Südwesten Englands machte erstmals letzten Sommer mit seiner EP Revolution Summer auf sich aufmerksam. Ein Jahr später folgt mit Sleepless die zweite kurze Platte. Am Stil haben die zwei Herren Luke Ellis (Schlagzeug), Dean McMullen (Gitarre) und Sängerin/Bassistin Lande Hekt nicht viel verändert. Die vier Lieder bleiben ihrem catchy, euphorischen und treibenden Indie-Sound treu. Mit Music Forever hat sich diesmal aber auch ein leicht melancholisches Stück eingeschlichen, das der Band und den Ohren gut tut. Ein Hit wie das auf Revolution Summer erschienene Stück Kasper and Randow findet sich auf Sleepless zwar nicht. Beinahe im Gegenteil: Den vier Songs des neuen Albums kommt man erst so richtig nach einer zweiten oder dritten Hörprobe nahe. Ein Zeichen dafür, dass sich die drei Briten nicht auf alten Erfolgsrezepten ausruhen. Im November auf Tour! (7.7/10) S. W.
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