Uniklinik Innsbruck filmte heimlich Patienten
Wer wegen Prostatakrebs oder einer anderen urologischen Erkrankung ins Spital kommt, vertraut darauf, dass die Privatsphäre hier gewahrt bleibt. Für die Patienten der Innsbrucker Uniklinik für Urologie wird es ein Schock sein zu erfahren, dass sie bis vor Kurzem ohne ihr Wissen in den intimsten Momenten gefilmt wurden. In der Abteilung, die vor Jahren wegen gefälschter Studien Schlagzeilen machte, wurde vergangene Woche eine Kamera in den Ambulanzgängen entdeckt. Das Gerät war in einen Rauchmelder montiert worden und von außen nicht erkennbar. Die Linse war so ausgerichtet, dass sie Patienten auf dem Weg zu den Toiletten beobachten konnte, außerdem die Tür zum Operationssaal, in den sedierte Patienten gerollt werden, und den Weg zum Kammerl, in dem Männer eine Spermaprobe abgeben.
"Illegal und inakzeptabel"
Der Betriebsrat für das wissenschaftliche Personal, Martin Tiefenthaler, informierte am Mittwoch die Datenschutzkommission und das Rektorat. Einer Überwachung des Spitalspersonals müsste der Betriebsrat zustimmen. Diese Genehmigung gebe es nicht, sagt Tiefenthaler: Die versteckte Kamera ist illegal und völlig inakzeptabel. So sollte die Tilak mit Patienten nicht umgehen.
Der Sprecher des Krankenanstaltenträgers Tilak, Johannes Schwamberger, erklärte auf profil-Anfrage und nach Rücksprache mit dem Sicherheitschef: Die Kamera ist vor vier Wochen montiert worden, nach Abstimmung mit Betriebsrat und Datenschutzbeauftragtem. Grund sind Diebstähle aus dem OP. Die Auswertung der Bilder erfolgt nur, wenn etwas fehlt und im Vieraugenprinzip gemeinsam mit dem Betriebsrat. Aus dem Operationssaal sei Botox verschwunden. Die Aufzeichnungen würden nach 48 Stunden überschrieben. Allerdings: Um Diebe über eine heimliche Gangkamera zu ertappen, müsste Botox schachtelweise abtransportiert werden. Außerdem sind die OPs mit Zutrittskarten gesichert. Gabriele Fischer von der Elternplattform Kinderklinik, die von der Videoüberwachung aus vertraulicher Quelle erfahren hat, verlangt restlose Aufklärung und ernste Konsequenzen: Es gibt keine rationale Begründung dafür, Patienten heimlich zu filmen. Da kann man nicht zur Tagesordnung übergehen.