Yukos

Viertgrößter der Welt

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Rund 8,5 Millionen Tonnen Ölprodukte erzeugt die OMV-Raffinerie Schwechat pro Jahr. Derzeit verwendet sie dazu Rohöl, das nur zu einem geringen Teil aus Russland stammt - eine Million Tonnen nämlich. Wäre Schwechat an das osteuropäisch-russische Pipelinenetz ("Druzhba" - siehe Karte) angeschlossen - so wurde bisher häufig geklagt -, dann ließe sich Öl aus dem Osten billiger transportieren, und die OMV könnte ein Drittel oder mehr ihres Rohölbedarfs künftig aus Russland decken. "Russland", hatte OMVGeneraldirektor Wolfgang Ruttenstorfer gerne betont, sei schließlich "Europas natürlicher Erdölpartner".

Nun finanziert Yukos mit 28 Millionen Euro den Bau eines Pipelinestrangs von Bratislava nach Schwechat. Damit wird der Anschluss Schwechats an das Druzhba-Netz Anfang 2006 hergestellt sein. Gleichzeitig hat Yukos mit der OMV einen langfristigen Ölliefervertrag abgeschlossen. Angepeilt sei, so Ruttenstorfer, in Zukunft rund drei Millionen Tonnen Rohöl pro Jahr von Yukos zu beziehen.

"Für die OMV hat dieses Projekt hohen strategischen Wert", erklärt Ruttenstorfer und schwärmt vom neuen Partner - und zwar sowohl, was den Nutzen für die OMV anlangt, als auch, was den Yukos-Konzern als solchen betrifft: "In den Regionen, wo wir als OMV präsent sind, geht Yukos nicht selber in den Markt, betreibt also keine Tankstellen oder Raffinerien. Sie verkaufen Rohöl." Und: "Yukos ist ein wirklich exzellent geführter, sehr westlich und professionell gemanagter Konzern, der auch viele Fach- und Führungskräfte aus den USA und Europa beschäftigt." Yukos bewege sich trittsicher auf den globalen Finanzmärkten, als "corporate language" werde in absehbarer Zeit Englisch eingeführt.

Nutzen. Was das in der Vorwoche bekannt gegebene Pipeline-Projekt nach Schwechat betrifft, sieht nicht nur der OMV-Chef, sondern auch Michail Chodorkowskij, Boss und Mehrheitseigentümer des Yukos-Konzerns, für sein Unternehmen langfristige strategische Vorteile: "Wir können die ganze Druzhba- Pipeline effizienter nutzen, wenn wir Rohöl im Transit durch die Slowakei in den Westen durchleiten können."

Yukos, schon jetzt der größte, westlichste und gewinnstärkste der russischen Ölkonzerne (Nettogewinn im ersten Quartal 2003: 1,27 Milliarden Dollar), ist gerade dabei, die ebenfalls russische Ölgesellschaft Sibneft zu übernehmen. YukosSibneft wird das fusionierte Gebilde heißen, das, als bisher größter Zusammenschluss zweier Firmen im Land, bald rund 30 Prozent der russischen Ölwirtschaft repräsentiert. Auch in diesem Konzern wird Chodorkowskij das Sagen haben - und zwar sowohl als Manager als auch als größter Aktionär. YukosSibneft rangiert unter den Mega-Ölkonzernen der Welt an vierter beziehungsweise an erster Stelle: an vierter in Bezug auf die derzeitige Ölproduktion (nach BP, Exxon und Shell), an erster im Hinblick auf die Höhe der Ölreserven.

Schon in den vergangenen Jahren hat Chodorkowskij nicht nur die Konzerneffizienz, sondern auch die produzierte Ölmenge gewaltig angekurbelt - um jährlich zweistellige Zuwachsraten. Um Transportengpässe zu beseitigen, engagiert er sich nun besonders im Pipelinebau. In Russland selbst gibt es hier zwar Reibungsflächen mit dem Staat, der sich - noch - ein Pipelinemonopol vorbehält. Chodorkowskij drängt, sowohl eine Pipeline nach China als auch eine in die nordrussische Hafenstadt Murmansk zu bauen, von wo aus er Öl preisgünstiger, als es derzeit möglich ist, nach den USA schiffen will. Dort soll der gegenwärtig sehr geringe Marktanteil russischen Öls auf zehn Prozent hochgeschraubt werden.

Expansion ist bei Yukos finanzierbar: Von einem Nettogewinn in 3-Milliarden- Dollar-Höhe wurden etwa im Vorjahr nur 23 Prozent als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet. Auch wenn dieser Prozentsatz auf 40 Prozent gesteigert wird, bleibt somit Spielraum für Innenfinanzierung. Der stark USamerikanisch angehauchte Chodorkowskij ordnet seine Unternehmensphilosophie einem Hauptziel unter: Shareholder Value. Der Kurs der Aktie hat unter den Turbulenzen der vergangenen Wochen nur kurz gelitten.