Wie funktioniert der Banken-Stresstest?
Unter Federführung der Europäischen Zentralbank (EZB) werden im kommenden Jahr rund 130 Banken der Eurozone geprüft. In Österreich sind die Erste Bank, Raiffeisen Zentralbank, ÖVAG, Bawag und die Raiffeisenlandesbanken Niederösterreich-Wien sowie Oberösterreich betroffen.
Jede Bank wird von einem Team, bestehend aus bis zu 30 Experten der EZB und nationalen Aufsichtsbehörden ins Visier genommen. In einem ersten Schritt werden die Risiken in den Bilanzen analysiert: Steht kurzfristig genügend Liquidität zur Verfügung? Wie schaut es mit der Verschuldung und Refinanzierung der Bank aus? Danach wird geprüft und das ist ein Novum , welche Kredite die Banken in ihren Büchern haben. Erstmals gibt es nun eine verpflichtende Definition, ab wann Kredite als faul gelten: Wird ein Darlehen 90 Tage nicht bedient, muss es als notleidend eingestuft werden. Auf dieser Basis wird beurteilt, ob ausreichende Rückstellungen gebildet wurden. Alle Institute müssen einen Eigenkapitalpolster von acht Prozent ihrer Bilanzrisiken vorweisen. Im dritten Schritt kommt es zu den eigentlichen Stresstests. Dabei werden verschiedene Krisenszenarien durchgespielt. Wie ist eine Bank gerüstet, wenn es zu einem Börsencrash, einem Zinsschock oder einer scharfen Rezession kommt? Welche genau, ist derzeit noch Gegenstand der Verhandlungen. Die Banken bekommen von der EZB umfangreiche Excel-Vorlagen, mit denen die Szenarien durchgerechnet werden müssen, sagt Michael Boss von der Abteilung für Finanzmarktanalyse der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Für die Kreditinstitute ein enormer Aufwand: Bei uns sind damit etwa 20 Leute beschäftigt, erzählt ein Sprecher einer österreichischen Großbank. Die erhobenen Daten liefern die Banken an die OeNB. Wir prüfen auf Plausibilität und rechnen nach. Bei Unstimmigkeiten werden Bankvertreter zum Gespräch geladen, sagt Boss. Die Ergebnisse soll es im Oktober 2014 geben. Wie mit jenen Instituten verfahren werden soll, die den Test nicht bestehen, ist bisher ungelöst.