Im christlichsozialen Kosmos
Guten Morgen!
Dass politische Reden eher von ihrer Inszenierung als vom Inhalt zehren, ist eine der ersten Lektionen des Polit-Einmaleins. Das beherrscht auch der bayrische Ministerpräsident Markus Söder mehr oder minder – seine traditionelle Aschermittwochsrede hielt er aus einem wunderbar christlichsozial und intergalaktisch-heimelig inszenierten Wohnzimmer.
An der Wand gerahmte Bilder von Edmund Stoiber, Franz Josef Strauß und Söders Hund, auf dem Tisch mit blau-weiß karierter Tischdecke Brettljause und Maßkrug, außerdem ein „Star Wars“-Poster, ein Holzkreuz über der Türe und eine R2-D2-Figur am Kachelofen. Die Besprechung der Symbolik dieser Rede liefern Ihnen Siobhán Geets und Robert Treichler in der aktuellen profil-Ausgabe, nach deren Lektüre Sie wissen werden, ob Söder ein zur Rettung Deutschlands antretender Jedi-Ritter oder vielleicht doch eher ein Bösewicht in Sith-Manier ist.
Entscheidende Wochen
Auf der dunklen Seite der Macht wähnen aktuell viele ÖsterreicherInnen Finanzminister Blümel – in einer für profil von Unique research durchgeführten Umfrage sprechen sich 44% der Befragten für einen Rücktritt des Finanzministers aus, 32% halten das nicht für notwendig.
Bei Blümel war vor Kurzem eine Hausdurchsuchung durchgeführt worden, die ohnehin schlecht verleimte Koalition ächzt und knarrt munter weiter, im Ibiza-Untersuchungsausschuss werden diese Woche die Chats zwischen Bundeskanzler Kurz und Ex-Vizekanzler Strache vorgelegt. Es sind entscheidende Wochen für die Volkspartei und ihren Obmann, die Gernot Bauer, Eva Linsinger und Clemens Neuhold im profil einordnen.
mRNA-Revolution
Eine wahre Jedi-Ritterin ist hingegen die Biochemikerin Katalin Karikó, deren Geschichte in der aktuellen Cover-Story festgehalten wird. Als eine Science Fiction-Geschichte ohne Fiction beschrieb Herausgeber Christian Rainer im profil-Talk den Text über die Pionierin der mRNA-Forschung, die Basis für die wirksamsten Corona-Impfstoffe ist.
Und wirklich, die Geschichte ist ein wissenschaftliches Helden-Epos, aber vollkommen zurecht: Als 1985 ihre Forschungsstelle an der ungarischen Universität Szeged gestrichen wurde, nahm Karikó eine neue an der Temple University in Philadelphia an. Bei der Ausreise in die USA durfte sie aber nur 100 Dollar mitnehmen – sie schmuggelte 1000 weitere über die Grenze, indem sie das Geld in den Teddybären ihrer Tochter einnähte.
Mittlerweile wird Karikó als Nobelpreis-Anwärterin gehandelt – und nennt ihre Forschungsergebnisse eine „universelle Plattform“ der Medizin. Die mRNA-Technologie ist nämlich nicht nur Grundlage der Corona-Vakzine, sondern kann vielseitigst eingesetzt werden – beispielsweise gegen Krebs, Allergien oder Autoimmunerkrankungen.
Wie die mRNA-Technologie funktioniert und warum die Corona-Mutationen für sie kein großes Hindernis darstellen sollten, erklärt Ihnen profil-Wissenschafts-Yoda Alwin Schönberger, der mit Katalin Karikó in ihrem Homeoffice gesprochen hat, im aktuellen profil. Lesen Sie hier die Digitalausgabe.
Möge die Macht diese Woche mit Ihnen sein!
Lena Leibetseder
PS: Eine echte Reise ins All können Sie mit der Fotogeschichte der Woche antreten und den Weg des NASA-Rovers „Perseverance“ zum Mars erleben. Schicken Sie uns Ihren Reisebericht an [email protected] – und schreiben Sie uns, wenn Sie Wünsche, Fragen oder Anregungen haben.