Affäre Equip4Ordi

Angezeigte Anzeiger in der Ärztekammer

Ein erbitterter Konflikt hält die Wiener Ärztekammer seit einem Jahr in Atem. Doch die interne Aufklärung versandet, aus Verfolgern werden Verfolgte.

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Ende März 2023 ging bei der Staatsanwaltschaft Wien eine brisante Anzeige gegen Ärztekammer-Präsident Johannes Steinhart ein. Einer der darin erhobenen Vorwürfe: Nötigung. Ausgerechnet der oberste Interessensvertreter der Ärzteschaft soll einem Ärztekammer-Funktionär mit dem Verlust von dessen Gruppenordination gedroht haben. Der Hintergrund: mangelnde Loyalität. Steinhart soll sich volle Unterstützung in seiner Auseinandersetzung mit seinem Nachfolger als Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte in Wien, Erik Randall Huber, erwartet haben. Huber erfuhr davon und ließ Steinhart anzeigen.

Im Konflikt zwischen den zwei mächtigen Ärzten geht es um die marode „Equip4Ordi“ (E4O). Das Unternehmen im Eigentum der Kurie hätte ab 2019 Ärztinnen und Ärzten günstig Ordinationsmaterial anbieten sollen. Stattdessen brauchte E4O bereits Anfang 2020 finanzielle Unterstützung und wurde dann, so der Verdacht, zu einem Selbstbedienungsladen für ehemalige Geschäftsführer und einem Millionengrab für die Kammer. Das Unternehmen streitet nun – unter anderem mit ihren früheren Geschäftsführern – in verschiedenen Prozessen um rund 2,5 Millionen Euro.

Ärztekammer-Präsident Steinhart soll als ehemaliger Kurien-Obmann über die Misswirtschaft zumindest Bescheid gewusst haben. Daher ermittelt die StA Wien gegen ihn und zehn weitere Beschuldigte wegen des Verdachts der Untreue, wegen einer möglicher Scheinanstellung und im Falle Steinharts auch wegen Bestechung, Nötigung und Vorteilsannahme. Alle Beschuldigten bestreiten die Vorwürfe, Steinhart spricht von einer „Intrige“. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Max Miller

Max Miller

ist seit Mai 2023 Innenpolitik-Redakteur bei profil. Schaut aufs große Ganze, kritzelt gerne und chattet für den Newsletter Ballhausplatz. War zuvor bei der „Kleinen Zeitung“.