Geschlagenes Holz, geschlichtet
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Bäume kürzergerechnet: Jetzt sägt die Justiz

Der österreichische Holzkonzern HS Timber steht in Rumänien wegen einer langjährigen Abrechnungspraxis für gelieferte Stämme in der Kritik. Nun wird gegen Manager und Mitarbeiter ermittelt. Der Verdacht: Steuerhinterziehung in Millionenhöhe.

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Wie viel Holz steckt in einem Baum? Was im ersten Moment nach einer eher paradoxen Frage klingt, werden Verantwortliche des österreichischen Holzkonzerns HS Timber – vormals: Schweighofer – in den kommenden Monaten wohl mit der rumänischen Justiz ausdiskutieren müssen.

HS Timber betreibt unter anderem zwei Sägewerke in Rumänien. Die für Ermittlungen im Bereich der Organisierten Kriminalität zuständige Behörde DIICOT geht nun dem Verdacht nach, angelieferte, aber nicht gesondert abgerechnete „Überlängen“ bei Baumstämmen könnten an der Finanz vorbei vermarktet worden sein. Dabei geht es um mehrere Millionen Euro. Die Vorwürfe, die geprüft werden: Steuerhinterziehung, Bildung einer kriminellen Vereinigung, Geldwäsche. Betroffen sind zahlreiche – großteils frühere – Manager und Mitarbeiter von HS Timber in Rumänien. Doch die Causa strahlt auch bis nach Österreich aus. Hier soll – der Verdachtslage nach – nämlich zumindest ein Teil des Geldes gelandet sein.

Ermittler prüfen Steuer-Thematik

Betont sei: HS Timber hat sämtliche Vorwürfe in Zusammenhang mit der langjährigen Verrechnungspraxis für angelieferte Baumstämme immer bestritten. Öffentliche Kritik daran kam bereits 2022 auf – profil berichtete ausführlich. Stark zusammengefasst geht es darum, dass Bäume kürzergerechnet wurden: Brachte ein Lieferant zum Beispiel einen Stamm mit 4,07 Meter Länge, wurde daraus eine „nominale Länge“ von vier Metern. Auf Basis dieser „nominalen Länge“ berechnete man dann das Volumen. Bei einem einzelnen Stamm wirkt der Unterschied auf den ersten Blick vernachlässigbar. Bei Tausenden Stämmen und über Jahre hinweg kann aber dann doch einiges zusammenkommen.

Stefan Melichar

Stefan Melichar

ist Chefreporter bei profil. Der Investigativ- und Wirtschaftsjournalist ist Mitglied beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ). 2022 wurde er mit dem Prälat-Leopold-Ungar-Journalist*innenpreis ausgezeichnet.