Ein Kameramann filmt Beny Steinmetz, der im Dunkeln steht und vom kleinen Kamera-Scheinwerfer angestrahlt wird.
Investigativ

Benkos Ex-Partner unter Druck – Der mysteriöse Mister Steinmetz

Signa, Soros, Silberstein: Wie Diamanten-Milliardär Beny Steinmetz versucht, Korruptionsvorwürfen zu entkommen. Welche Connections er nach Österreich hat. Und warum ein früherer Deal mit René Benkos Signa-Gruppe bis zuletzt ein Gericht in New York beschäftigte.

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  • Der israelische Rohstoff-Investor Beny Steinmetz ist in Österreich wegen seiner früheren Geschäftsbeziehung zur Signa-Gruppe und zum ehemaligen SPÖ-Wahlkampfberater Tal Silberstein bestens bekannt.
  • Steinmetz steht im Zentrum schwerer Korruptionsvorwürfe auf internationaler Ebene. Es geht unter anderem um mutmaßliche Bestechung bei einem Eisenerz-Deal in Afrika. Er bestreitet jegliches Fehlverhalten.
  • Die Vorwürfe haben zu milliardenschweren Rechtsstreitigkeiten geführt – etwa mit einem der größten Bergbaukonzerne der Welt und mit dem Investor George Soros.
  • Auch Signa wurde in die Auseinandersetzungen hineingezogen. In Folge eines Gerichtsbeschlusses in den USA musste die Immobilien-Gruppe Tausende Dokumente und E-Mails herausgeben. Auf entstandenen Kosten von 857.000 Euro blieb Signa vorerst offenbar sitzen.
  • Eine Recherche der Investigativplattform OCCRP geht der Frage nach, wie es Steinmetz und seiner Unternehmensgruppe bisher gelungen ist, dem enormen Druck standzuhalten.

Es ist der Stoff, aus dem Milliardärsalltag gemacht ist: „Ich kann Dich um 12:00 in Genf abholen und wir fliegen zum See“, tippt ein gewisser René Benko am 29. April 2013 in sein Handy: „Unser internationaler Star-Architekt David Chipperfield arbeitet in Sirmione mit unseren Teams an unserem Shopping-Center in Bozen. Sie fahren um 17:00, und wir können den Rest des Tages verbringen inklusive Dinner. Mein Flugzeug kann Dich zurück nach Genf bringen – Landeerlaubnis bis 23:59. So siehst Du auch unser nächstes Shopping-Center-Projekt, mit dem wir 100 Millionen Gewinn machen. Beste Grüße René.“ 

In Sirmione am Gardasee steht die „Villa Ansaldi“, eines der Luxus-Refugien des Signa-Gründers. Benko, damals 35 Jahre jung, fühlte sich offenbar im Jet-Set bereits pudelwohl. Sein um zwanzig Jahre älteres Gegenüber sowieso: Empfänger der – in englischer Sprache verfassten – SMS war Benjamin „Beny“ Steinmetz, milliardenschwerer Diamantenhändler und Rohstoff-Investor aus Israel. In jener Zeit zog man gemeinsam gerade einen aufsehenerregenden Deal durch: Ein Joint Venture aus Signa und der Steinmetz-Gruppe arbeitete daran, die deutsche Kaufhauskette „Karstadt“ zu übernehmen.

Heute, nur ein Jahrzehnt später, ist die Welt für beide Männer eine völlig andere: Wesentliche Teile der Signa-Gruppe sind pleite, auch Benko selbst musste in seiner Rolle als Unternehmer Insolvenz anmelden – profil berichtete ausführlich. Steinmetz wiederum begleiten schwere Korruptionsvorwürfe. Der Milliardär schlitterte in den vergangenen Jahren von einem Gerichtsprozess in den nächsten. Ende 2023 wurde er sogar von zypriotischen Behörden festgesetzt, bevor das dortige Höchstgericht dann doch entschied, ihn nicht an Rumänien auszuliefern, wo er 2020 rechtskräftig verurteilt worden war. Doch die Probleme des Investors gehen weit über Rumänien hinaus. 

Eines vorneweg: Steinmetz hat sämtlich Vorwürfe immer bestritten. Aber wer ist der mysteriöse Geschäftsmann eigentlich? Und warum ist es ihm bis dato trotz aller Widrigkeiten gelungen, immer wieder auf den Füßen zu landen? Die internationale Investigativ-Plattform OCCRP ist diesen Fragen in einer umfassenden Recherche nachgegangen. profil hat die Österreich-Connections von Steinmetz genauer unter die Lupe genommen. Da gibt es gleich mehrere – allen voran die frühere Verbindung zur Signa-Gruppe, die letztlich bis heute relevant ist. Denn obwohl das Joint Venture rund um Karstadt bereits 2015 endete, wurde Signa Jahre später in den internationalen Prozessreigen rund um Beny Steinmetz hineingezogen.

Stefan   Melichar

Stefan Melichar

ist Chefreporter bei profil. Der Investigativ- und Wirtschaftsjournalist ist Mitglied beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ). 2022 wurde er mit dem Prälat-Leopold-Ungar-Journalist*innenpreis ausgezeichnet.