Symbolfoto: Hochstand in der Steiermark
René Benko

Dornauer war im Jagdrevier von Benkos Mutter jagen

Der stellvertretende Tiroler Landeshauptmann Georg Dornauer (SPÖ) posierte mit einem toten Hirsch in einem Jagdrevier, das heute offiziell einer Benko-Stiftung und damit René Benkos Mutter gehört.

Drucken

Schriftgröße

René Benko geht gerne jagen – am liebsten in prominenter Begleitung. Offenbar haben weder die milliardenschwere Signa-Pleite noch Benkos eigenes Insolvenzverfahren daran etwas geändert. Drei Jagdgebiete zählten einst zum Signa-Imperium: eine Hochgebirgsjagd im Tiroler Karwendel, das Jagdrevier „Nickelsdorf West“ im Burgenland und eine Eigenjagd, die zum Stüblergut in der Steiermark gehört. Ebendort wurde auch jener Hirsch erlegt, mit dem der stellvertretende Tiroler Landeshauptmann Georg Dornauer (SPÖ), René Benko und ein befreundeter Hotelier für ein Foto posierten – die Kronen Zeitung berichtete. Mit dem Untergang des Signa-Imperiums musste sich Benko jedoch von zwei dieser drei Jagdgebiete trennen – nicht aber von der Jagd in der Obersteiermark, wo Dornauer und Benko am 28. September unterwegs waren.

Juli 2020, Handelsgericht Innsbruck: Als die italienische Familie Morassutti einen Käufer für das historische Stüblergut und die dazugehörige Eigenjagd auf rund 1.300 Hektar in der Steiermark suchte, wurde in der Tiroler Landeshauptstadt die „SIGNA 2020 Eins GmbH & Co. KG“ gegründet. Einen Monat später, im August 2020, änderte die Signa-Tochtergesellschaft ihren Namen und trat fortan als „Forstgut Stmk. GmbH & Co KG“ auf. Das Kürzel „Stmk.“ im Namen wurde wohl nicht zufällig gewählt, denn das Unternehmen war jene Firma, die der italienischen Unternehmerfamilie Morassutti im Jänner 2021 das Stüblergut und die dazugehörigen etwa 1.270 Hektar inklusive Eigenjagd abkaufte. Kostenpunkt laut Kaufvertrag: 28,5 Millionen Euro.

Das Revier, in dem die Jagdgesellschaft rund um René Benko, Georg Dornauer und einem Tiroler Hotelier am 28. September einen Hirsch erlegt hat, wurde also im Jänner 2021 von der Signa erworben. Wem das Stüblergut und die Jagd heute gehören, ist auf den ersten Blick jedoch nicht ganz klar, denn die Eigentumsverhältnisse im Signa-Imperium sind bekanntermaßen komplex. Eigentümerin der „Forstgut Stmk. GmbH & Co KG“ ist die „Forstgut Management GmbH“, die wiederum der „Forstgut Holding GmbH“ gehört.

Weil die Signa im April 2022 aber ihren gesamten Geschäftsanteil an der „Forstgut Holding GmbH“ an Benkos Familienstiftung, die „Laura Privatstiftung“, abgetreten hat, gehören das Stüblergut und die dazugehörige Jagd laut Firmenbuch (Wirtschaftscompass) heute Benkos Mutter.

Was wurde aus den anderen Jagdgebieten der Signa?

In den Jagdrevieren im Burgenland und im Karwendel wird man Benko künftig nicht mehr antreffen, da diese Gebiete genau genommen nie der Signa gehörten – sie waren nur gepachtet. Das Jagdrevier „Nickelsdorf West“ im Burgenland sicherte sich Benkos Signa im April 2018. Um 46.500 Euro kaufte die „Signa Holding GmbH damals eine Firma, die bereits Inhaberin des Pachtvertrages für das über 2.000 Hektar große Gebiet war: die „Burgenland Jagdpachtgesellschaft mbH“. Der Vorbesitzer der Gesellschaft war kein Unbekannter; in dem Revier am burgenländischen Grenzort jagte vor Benko der mittlerweile verstorbene deutsche Unternehmer Harro Uwe Cloppenburg.

2022 verlängerte die Signa den auslaufenden Pachtvertrag um neun Jahre bis 2031. Nach der Insolvenzeröffnung über das Vermögen der „Signa Holding GmbH wurde Ende Dezember 2023 jedoch ein Konkursverfahren am Handelsgericht Wien eröffnet. Laut Firmenbuch (Wirtschaftscompass) ist die „Burgenland Jagdpachtgesellschaft mbH“ mittlerweile aufgelöst.

Benkos Hochgebirgsjagd

Ein Jagdgebiet in seinem Heimatbundesland dürfte Benko besonders am Herzen gelegen haben: In das 3.200 Hektar große „Jagdgebiet Gleirschtal Öbf“ im Tiroler Karwendel steckte er einst viel Geld und Liebe zum Detail. 2015 wurde das Jagdhaus generalsaniert und eine Saunahütte gebaut. Den Wunsch, das Gebiet von den Österreichischen Bundesforsten (Öbf) zu kaufen, verwehrten ihm jedoch sowohl die Gemeinde Scharnitz als auch die Staatsforste im Winter 2020. Von den laufenden Kosten im Gleirschtal wollte sich der Insolvenzverwalter rasch trennen, was schließlich im Frühjahr auch geschah. „Die Verträge wurden mit 31. März 2024 beendet“, schreibt eine Sprecherin der Bundesforste auf profil-Nachfrage, „die Bundesforste betreuen die Jagd derzeit in Eigenregie.“

Zurück in die Steiermark: Nicht nur das Vermögen der Signa, sondern auch Benkos persönliche Besitztümer werden nun im Insolvenzverfahren durch den Insolvenzverwalter zu Geld gemacht. Uhren, Manschettenknöpfe, ein Boot und ein Jetski, sogar Designerkleidung wurden mittlerweile verkauft, um Benkos Gläubiger zu bedienen. Ob auch das Jagdrevier irgendwann in die Insolvenzmasse wandert, ist jedoch fraglich. Denn rechtlich ist es kaum oder nur schwer möglich, auf Stiftungsvermögen zuzugreifen.

Im Fall Dornauer wird wohl vor Gericht geklärt, ob er mangels gültigen Jagdscheins gegen das Waffengesetz verstoßen hat. In der Causa Benko wird es vermutlich Jahre dauern, bis die Gerichte endgültig entscheiden, wem was genau gehört und ob es Teil der Insolvenzmasse ist oder nicht.

Causa mit Folgen

Am 13. November hat Georg Dornauer (SPÖ) bekanntgegeben, sich als Tiroler Landeshauptmannstellvertreter und als Landesparteiobmann der SPÖ Tirol zurückzuziehen. Zur Gänze zieht sich Dornauer aber nicht aus der Politik zurück, er möchte künftig sein Mandat als Abgeordneter im Tiroler Landtag ausüben.

Julian Kern

Julian Kern

ist seit März 2024 im Online-Ressort bei profil und Teil des faktiv-Teams. War zuvor im Wirtschaftsressort der „Wiener Zeitung“.