Waffenhersteller

Glock in der Schusslinie: Immer mehr US-Städte und Bundesstaaten klagen

Immer mehr Städte und Bundesstaaten in den USA bringen Klagen gegen den österreichischen Waffenhersteller Glock ein. Der Grund: Dessen Pistolen könnten von Kriminellen leicht zu vollautomatischen Waffen umgebaut werden – mit verheerenden Folgen.

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„Sie sollten jetzt sofort damit aufhören!“ Das ist es, was Brandon Scott, Bürgermeister der US-Metropole Baltimore, der Führungsriege des österreichischen Waffenproduzenten Glock ausrichtet. profil hat diese Woche mit dem Stadt-Chef gesprochen. Womit das Unternehmen aus Sicht von Scott aufhören soll, ist schnell erklärt: mit dem Verkauf von Pistolenmodellen, die – so der Vorwurf – von Kriminellen besonders leicht zu verbotenen vollautomatischen Waffen umgebaut werden können.

Der Bürgermeister und der Stadtrat von Baltimore haben deshalb Mitte Februar eine Klage gegen Glock eingebracht – und zwar gemeinsam mit dem Bundesstaat Maryland, in dem die 550.000-Einwohner-Stadt liegt. Es ist nicht die erste Klage dieser Art in den Vereinigten Staaten: Den Anfang machte vor knapp einem Jahr Chicago, profil berichtete ausführlich. Ende 2024 setzten dann auch der Bundesstaat Minnesota und der Generalstaatsanwalt von New Jersey rechtliche Schritte. Chicago hatte ursprünglich nur die Firma Glock, Inc. in den USA geklagt. Eine später neu eingebrachte Version der Klage richtet sich – wie alle anderen mittlerweile vorliegenden Klagen – nun jedoch auch gegen die Glock Ges.m.b.H. mit Sitz in Deutsch-Wagram in Niederösterreich.

„Es ist sehr klar, dass Glock wissentlich Feuerwaffen hergestellt und verkauft hat, die auf einzigartige Weise leicht umzubauen sind“, sagt Baltimores Bürgermeister Scott zu profil. Das heize die Waffengewalt in der Stadt an. 2023 seien in Baltimore rund 35 modifizierte Glock-Pistolen sichergestellt worden, heißt es in der Klage. 2024 seien es schon zumindest 65 gewesen – also fast doppelt so viele. Waffengewalt sei „eine Krankheit“, meint Scott. Die stark von Kriminalität geprägte 2,7-Millionen-Einwohner-Metropole Chicago verweist in ihrer Klagsschrift sogar auf 1300 modifizierte Glocks, die dort von 2021 bis Mai 2024 durch die Polizei aufgefunden worden seien.

Stefan Melichar

Stefan Melichar

ist Chefreporter bei profil. Der Investigativ- und Wirtschaftsjournalist ist Mitglied beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ). 2022 wurde er mit dem Prälat-Leopold-Ungar-Journalist*innenpreis ausgezeichnet.