Gemeindebau

„Großkunde SPÖ“: Stadt Wien sieht bei profil-Recherche rot

Seit mehr als einem Jahr geht profil der Frage nach, was es mit bestimmten Parteilokalen in Wiener Gemeindebauten genau auf sich hat. Doch „Wiener Wohnen“ verweigert verbissen Auskünfte. Mit teils abenteuerlichen Argumenten.

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Einmal Verwaltungsgericht und wieder retour: Auskünfte von der Stadt Wien zu erlangen, ist manchmal ein überraschend komplexes Unterfangen. Auch für recherchierende Journalisten, wie profil aus eigener Erfahrung zu berichten weiß. Es kann schon einmal das eine oder andere Jahr dauern.

Dabei freute sich das offizielle Wien erst im vergangenen Mai darüber, „nach 2017, 2019 und 2022“ im Jahr 2024 erneut zur „transparentesten Gemeinde Österreichs“ gekürt worden zu sein. „Transparenz ermöglicht es, selbst gesteckte Ziele zu kontrollieren und besser zu werden“, tönte damals Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ).

Parteilokale im Gemeindebau

2023 hat „Transparency International Austria“ dieses Ranking nicht durchgeführt. Genau in diesem Jahr begann profil mit der vorliegenden Recherche. Eine Recherche über ein heikles Thema: Parteilokale in Gemeindebauten. Heikel unter anderem deshalb, weil die Miete – so viel zeichnet sich trotz konsequenter Auskunftsverweigerung ab – nicht besonders hoch sein dürfte. Ein Umstand, der naturgemäß die Mieter freut. Und bei denen handelt es sich – zwar nicht immer, aber doch oft – um Organisationen der SPÖ. Also jener Partei, die in der Stadtverwaltung und nicht zuletzt auch in deren Wohnbau-Ressort bestens verankert ist.

Am 14. Juli 2023 begab sich profil auf eine juristische Reise, deren Ende noch lange nicht in Sicht ist. Per Mail richteten die beiden Autoren dieses Artikels damals fünf Fragen an die Stadt. Zuvor hatte der Wiener Stadtrechnungshof einen Bericht zu Mietverhältnissen politischer Parteien in Gemeindebauten veröffentlicht und darin unter anderem festgehalten, dass bei 14 Mietverträgen mit „Wiener Wohnen“ keine Indexierung durchgeführt worden war. Mit anderen Worten: Die Mieten wurden – teils über lange Zeiträume hinweg – einfach nicht an die Inflation angepasst.

14 Monate Auskunftsverweigerung

profil wollte nun von der Stadt unter anderem wissen, um welche Objekte es sich handelt, an wen diese vermietet sind – und wie hoch die jeweilige Quadratmeter-Miete ausfällt. Darüber hinaus gab es noch Fragen zu zwei weiteren Mietobjekten und zur jeweiligen Bewertungsgrundlage für die Mietfestsetzung. Allesamt relevante Themen: Schließlich geht es dabei um den Umgang mit öffentlichem Vermögen und auch um potenzielle Interessenkonflikte.

Stefan   Melichar

Stefan Melichar

ist Chefreporter bei profil. Der Investigativ- und Wirtschaftsjournalist ist Mitglied beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ).

Jakob   Winter

Jakob Winter

ist Digitalchef bei profil und leitet den Faktencheck faktiv.