Wasserrechnung nicht bezahlt
2022 wurden auf den Grundstücken die Rohbauten zweier großer Villen sowie eines Nebengebäudes errichtet. Doch dann ging die Baustelle in eine Sommerpause, die bis heute nicht wirklich enden sollte. Noch immer stehen die Rohbauten unfertig da. Die Eigentümerschaft der beiden Liegenschaften wurde 2022 vereinheitlicht. An der Spitze der Firmenstruktur stand dann zuerst ein Mann mit Adresse in Luxemburg und litauischem Reisepass. 2023 erfolgte ein Wechsel auf einen zypriotischen Staatsbürger mit Wohnsitz in Monaco – aber Geburtsort in Russland. Ein Geschäftsmann, der Berührungspunkte zur russischen Elite aufweist, wie profil berichtete.
Mit dem Villenprojekt ging augenscheinlich trotz der Eigentümerverschiebungen nichts weiter. Ganz im Gegenteil: Am 20. Februar 2024 bewilligte das Bezirksgericht Baden einen Exekutionsantrag des „Wasserleitungsverbands der Tristingtal- und Südbahngemeinden“ in Bezug auf eines der Grundstücke. Demnach waren Wassergebühren und damit in Zusammenhang stehende Forderungen von insgesamt 317,77 Euro nicht bezahlt worden. Bemerkenswert bei einem Millionenprojekt.
Der peinliche Zustand ist mittlerweile beendet. Im Mai wurde die Pfändung aus dem Grundbuch gelöscht. Kurz zuvor waren Sigfried Wolf und die Fontana Sportveranstaltungs GmbH als neue Gesellschafter der Eigentümer-GmbH des betroffenen Grundstücks ins Firmenbuch eingetragen worden. Über eine zweite GmbH kauften sie auch das andere Grundstück – übrigens zum selben Preis wie beim Verkauf 2020. Damals, 2020, wurde ein Vorkaufsrecht für die Fontana Sportveranstaltungs GmbH vereinbart, das bis zur Fertigstellung gelten sollte. Der Preis für die Ausübung sollte demnach maximal jenem des ursprünglichen Grundstücks entsprechen. Mittlerweile stehen freilich Rohbauten für eine Villa und ein Nebengebäude auf der Liegenschaft. Ein Schnäppchen?
„Bauverpflichtung nicht nachgekommen“
Ein Anwalt der Fontana Sportveranstaltungs GmbH verweist darauf, dass die ursprünglichen Käufer die vertragliche Verpflichtung gehabt hätten, bis spätestens Ende 2023 jeweils ein Wohnhaus samt Außenanlage fertigzustellen: „Nachdem die Grundeigentümer trotz mehrfacher Aufforderung durch meine Mandantin ihrer Bauverpflichtung nicht nachgekommen sind, (…) kaufte meine Mandantin mit finanzieller Unterstützung von KR Ing. Siegfried Wolf gemäß vertraglicher Vereinbarung beide Liegenschaften im April 2024 zurück.“ Nun sollen diese in einen Zustand gebracht werden, der dem äußeren Erscheinungsbild des Wohnparks entspreche.
Einer der Voreigentümer – jener Geschäftsmann, der im Jahr 2023 das Ruder übernommen hatte – betonte auf Anfrage, er sei bezüglich der Liegenschaften in seinem eigenen Namen tätig und sicher nicht für irgendeine sanktionierte Person. Auch sonst habe er keine Geschäftsbeziehung zu irgendeiner sanktionierten Person.
Ein sanktionierter Oligarch und ein Hotel in Tirol
Stichwort Sanktionen: In den USA wurde im Februar Anklage gegen den Vorstandsvorsitzenden der staatlichen russischen VTB Bank, Andrey Kostin, erhoben. Kostin wird vorgeworfen, US-Sanktionen umgangen zu haben – und zwar in Bezug auf zwei Superyachten und ein millionenschweres Anwesen in Aspen im Bundesstaat Colorado.
Das Investigativnetzwerk OCCRP beschäftigt sich in einer aktuellen Recherche mit der Anklageschrift. Diese enthält unter anderem einen spannenden Österreich-Bezug. Und zwar skizziert die US-Staatsanwaltschaft darin ein Firmengeflecht, das – so der Verdacht – zwei Mittelspersonen im Namen Kostins besessen und kontrolliert hätten. Eine Firma aus dieser Struktur wird in der Anklage als „Atkien Enterprises“ bezeichnet. Aus den beschriebenen Umständen ergibt sich, dass es sich dabei um die zypriotische Firma „Aktien Enterprises“ handelt. Und diese Firma hielt jahrelang über weitere Zwischenfirmen 50 Prozent am Luxushotel „Tannenhof“ in St. Anton am Arlberg.
Im Zuge früherer Recherchen von profil und OCCRP bestritt „Tannenhof“-Geschäftsführer Axel Bach, dass Kostin jemals Eigentümer des Hotels gewesen sei. Daran hält er auch jetzt noch fest: Kostin sei „nie der Eigentümer oder Nutznießer des Hotels Tannenhof“ gewesen. Bach ergänzt: „Zu den Informationen, die Sie gefunden haben, kann ich nichts weiter sagen, da wir nicht an Ermittlungen gegen Andrey Kostin oder Dritte, die nicht mit dem Hotel in Verbindung stehen, interessiert sind.“ Es erscheine ihm „vernünftig, den Ausgang des Gerichtsverfahrens abzuwarten“.
Eine OCCRP-Anfrage an Kostin bezüglich der Anklage blieb unbeantwortet, es gilt die Unschuldsvermutung. Was ein einzelner Mann mit gleich zwei Superyachten macht, erschließt sich aus der Anklage übrigens folgendermaßen: Die „Sea Rhapsody“ sei hauptsächlich von Kostin, seiner Frau und seiner Familie genutzt worden – die „Sea & Us“ hingegen von Kostin und seiner Geliebten. Wasserrechnungen sind bei einem solchen Lebensstil sicher kein Problem. Aber das hätten sich die meisten wohl auch in Bezug auf die „Fontana“-Villen erwartet.