Investigativ

Ex-Signa-Mitarbeiter als Zeuge: Benko wollte E-Mails löschen

Die Ermittler in der Causa Signa haben einen IT-Mitarbeiter der zerbröselten Firmengruppe einvernommen. Ihm zufolge wollte René Benko nicht nur einzelne Mails löschen, sondern auch fremde Mails durchforsten lassen. In einer Privatstiftung, wo immer noch viel Vermögen liegt, habe Benko „das Sagen“.

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Es ist ein Zeuge, von dem sich die Ermittler in der Causa Signa wohl Einblicke der ganz besonderen Art erhoffen konnten: Am 10. Juli 2024 befragte die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gemeinsam mit der „SOKO Signa“ des Bundeskriminalamts einen langjährigen IT-Mitarbeiter der Unternehmensgruppe, die mittlerweile zerbröselt ist. Das Einvernahmeprotokoll liegt profil vor. Demnach war der Mann rund zwei Jahrzehnte lang bei Signa tätig gewesen, bevor er sich vor Kurzem selbständig machte. Und er stand offenbar noch bis vor wenigen Wochen in Kontakt mit Firmengründer René Benko persönlich. Und dieser laut Aussagen des Zeugen unter Wahrheitspflicht den einen oder anderen speziellen Wunsch gehabt haben.

Die Ermittler fragten unter anderem gezielt, ob Benko den IT-Mitarbeiter jemals gebeten habe, E-Mails oder Daten zu löschen. Die bemerkenswerte Antwort des Mannes: „Da gab es etwas vor ungefähr einem Jahr, da hat er mich gebeten, dass ich drei oder vier E-Mails lösche.“ Welche Mails das waren, wisse er nicht mehr, gab der Zeuge zu Protokoll. Es wäre ihm aber möglich, das „zu erheben“. Er habe die Löschung nicht vorgenommen – und zwar, weil „es auch technisch kaum durchführbar“ gewesen wäre. Jedes E-Mail sei nämlich „vielfach auf verschiedenen Servern und auf Sicherung gespeichert“.

„Wünsche in Bezug auf E-Mails“

Gut möglich, dass die Ermittler also bald erfahren, von welchen E-Mails sich René Benko wenige Monate vor der Pleite angeblich auf Nimmerwiedersehen verabschieden wollte. Wie man heute weiß, befand sich die Signa-Gruppe vor rund einem Jahr – also etwa Mitte 2023 – bereits in einer zunehmend angespannten wirtschaftlichen Lage. Ob die bewussten Nachrichten damit zu tun hatten oder in sonstiger Hinsicht rechtlich relevant sind, wird man aber erst dann beurteilen können, wenn sie tatsächlich vorliegen.

Benko soll – dem Zeugen zufolge – jedoch noch andere Wünsche in Bezug auf E-Mails geäußert haben.

Stefan   Melichar

Stefan Melichar

ist Chefreporter bei profil. Der Investigativ- und Wirtschaftsjournalist ist Mitglied beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ). 2022 wurde er mit dem Prälat-Leopold-Ungar-Journalist*innenpreis ausgezeichnet.