Glücksspiel

Schnee und Spiele: Die Ski-WM und der Link zum illegalen Online-Casino

Sportswashing? In gut einer Woche startet die Ski-WM in Saalbach. Von der Website des Großevents sind es nur zwei Klicks ins illegale Online-Casino des Hauptsponsors Interwetten. Warum ist der Sport so abhängig von Geldern aus der Glücksspielbranche?

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Wer zahlt, schafft an. Diesem Motto dürfte sich die Ski-Weltmeisterschaft in Saalbach-Hinterglemm stark verpflichtet fühlen. Denn Ende des Vorjahres fällten die Gemeinderäte des Austragungsortes einen drastischen Beschluss: Per Verordnung untersagten sie im gesamten Gemeindegebiet das Aufstellen von Werbeplakaten, Fahnen und Bannern auf Privatgrundstücken und Häusern. Ausgenommen waren von der Verordnung nur der Österreichische Skiverband (ÖSV) und die Sponsoren der Ski-WM.

Der Bürgermeister argumentierte das Verbot damit, dass er die offiziellen Sponsoren vor Trittbrettfahrern „schützen“ müsse. Das ging so weit, dass die Gemeinde laut Verordnung sogar Kontrolleure in Privatwohnungen schicken hätte können, um illegale Werbeaktivitäten aufzudecken.

Juristen hielten die Verordnung für verfassungswidrig, die Gemeinde ruderte Ende Dezember zurück. Nun soll das Werbeverbot über die Bauordnung durchgesetzt werden.

Die Sponsoren der WM werden es dem Ortschef danken. Darunter auch der Sportwettenanbieter Interwetten. Das Engagement des Unternehmens zeigt, dass es das Organisationskomitee, das kolportierte 50 Millionen Euro Budget verwaltet, mit der Herkunft der Werbegelder nicht so genau nimmt.

Zwei Klicks ins illegale Online-Casino

Denn Interwetten bewirbt auf seiner Website neben legalen Sportwetten auch ein Online-Casino – obwohl der Anbieter dafür keine österreichische Lizenz hat. Anders formuliert: Von der Website der Ski-Weltmeisterschaft 2025 sind es nur zwei Klicks in ein illegales Casino. Den Organisatoren der Ski-WM ist das entweder unbekannt oder es kümmert sie nicht.

Dabei ist die Rechtslage in Österreich unmissverständlich. Die einzige Konzession für Online-Glücksspiel hat die Tochter der Österreichischen Lotterien, win2day. Das Finanzministerium bewertet alle anderen Anbieter, darunter auch Interwetten, als „illegal“. Die meisten von ihnen – Mr. Green, bwin und Co. – operieren mit Lizenzen aus Malta, die allerdings von österreichischen Gerichten nicht anerkannt werden. Anders bei den Sportwetten: Sie gelten in Österreich nicht als Glücksspiel und sind weniger streng reguliert. Dieser Geschäftsbereich von Interwetten ist in Österreich legal.

Interwetten wurde in den 1990er-Jahren vom Österreicher Wolfgang Fabian gegründet, er ist bis heute der Eigentümer. Ihren Sitz hat die Interwetten Gaming Ltd im Kleinstaat Malta, der eine ausgesprochen freundliche Gesetzeslage für Glücksspielbetreiber hat.

Der ÖSV hätte ahnen können, dass Interwetten keine österreichische Glücksspiellizenz hat. Bei der Verkündung des Sponsorvertrags erklärten die WM-Organisatoren und das Glücksspielunternehmen in einer Pressemitteilung: „Interwetten ist seit 2005 von der Malta Gaming Authority (MGA) und seit 2020 auch in Deutschland lizenziert. In Griechenland, Spanien, Irland und Schweden hat Interwetten ebenfalls Lizenzierungsverfahren erfolgreich durchlaufen.“ Ausgerechnet das Austragungsland der Ski-WM, Österreich, wird nicht erwähnt.

Jakob Winter

Jakob Winter

ist Digitalchef bei profil und leitet den Faktencheck faktiv.