Verschwörung zum Rufmord? Milliardenklage gegen gefragten Islamforscher
Russland, USA, China – und die reichen Golfstaaten: Welt- und Regionalmächte versuchen auch in Europa ihren Einfluss auszuweiten. Dies offenbar auch mittels manipulativer Lobbyingmethoden. Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) taten dies mithilfe des privaten Schweizer Nachrichtendienstes Alp Services. Ein Datenleak zeigt die immensen Dimensionen und perfiden Methoden – profil berichtete im Herbst 2023 im Detail.
Demnach betrieb Alp ein riesiges Spitzelnetzwerk in Europa. Auch der Islamforscher Lorenzo Vidino cashte für Informationen ab. Vidino spielt eine zweifelhafte Schlüsselrolle in der Operation Luxor in Österreich. Die Ermittlungen rund um angebliche Mitglieder der sogenannten Muslimbruderschaft avancieren gerade zum juristischen Flop – wegen nicht belegbarer Vorwürfe mussten zahlreiche Stränge eingestellt werden. Vidino ist bei der ÖVP-Regierung als Berater gut gelitten und sitzt im Beirat der Dokumentationsstelle Politischer Islam, die von ÖVP-Integrationsministerin Susanne Raab eingerichtet wurde. Und nun das: In den USA wird Vidino als Mitbeklagter einer Milliardenklage geführt. Der Vorwurf der Zivilklage kurz zusammengefasst: Verschwörung zum Rufmord. Das kümmert die zum Staat gehörende Dokumentationsstelle aber nicht.
Einer, der sich von der mutmaßlichen Schmutzkübelkampagne der VAE betroffen fühlt, ist der Ölhändler Hazim Nada. Er hat nun beim „District Court“ in Washington eine Klage eingereicht, sie liegt profil vor. Er klagt unter anderem die VAE, deren Präsidenten Scheich Mohamed bin Zayed Al Nahyan, die internationale Ölgesellschaft Adnoc aus Abu Dhabi, emiratische Beamte, Alp Services selbst und eben auch Vidino. Nada fordert Schadenersatz in der Höhe von mindestens 2,77 Milliarden US-Dollar für die ab 2017 laufende Kampagne, die seine Rohstoffhandelsfirma Lord Energy in den Bankrott getrieben haben soll. „Die Vereinigten Arabischen Emirate und einige ihrer Spitzenbeamten leiteten und finanzierten eine jahrelange ‚dunkle‘ PR-Kampagne durch die private Schweizer Detektei-Firma Alp Services“, heißt es in der Klagsschrift.