Warum Signa ihren Top-Manager hochkant rauswarf
Der Niedergang von René Benkos Signa ging dann doch relativ schnell – von „alles bestens“ zu einem Insolvenzfall waren es nur wenige Wochen. Nun beginnen die Aufräumarbeiten und die Aufarbeitung, die vermutlich Jahre dauern wird. Als einen ersten wesentlichen Schritt entließ der Aufsichtsrat am Montagabend den Vorstandschef der Signa Prime Selection AG und der Signa Development Selection AG, Timo Herzberg. Gegen den Manager gibt es schwerwiegende Vorwürfe, profil hat erste Details.
In einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung der Signa Prime Selection wurde Timo Herzberg am Montag hinausgeworfen. Ihm wurden sein Dienst-Handy und sein Dienst-Laptop abgenommen. Herzberg war seit 2017 als CEO im Signa-Universum engagiert und aktuell für ein ganz besonderes Berliner Innenstadt-Objekt verantwortlich: Das ehemalige Schicklerhaus im Herzen Berlins, nur wenige Minuten vom Alexanderplatz, sollte zum „Beam“ werden. Ein höchst moderner Bürokomplex im wilhelminischen Stil. Herzberg war für die Entwicklung des Objekts, sowie für Vermietung und Verkauf seitens der Signa zuständig.
Verschachteltes Firmenkonstrukt
Aber das soll nicht sein einziges Geschäftsinteresse am Objekt gewesen sein. Er war auch über Umwege bei der dieses Jahr in Berlin gegründeten Firma „Havit“ beteiligt, die Herzberg mit weiteren Signa-Mitarbeitern als verschachtelte Firma gegründet hat, wie ein Blick in das deutsche Firmenbuch zeigt. Hinter Havit steht die aptus 2128 GmbH, hinter der wiederum steht mit 60 Prozent die Cherry Capital GmbH. Der Geschäftsführer heißt Timo Herzberg. Auch in den weiteren Unternehmen, die an Havit beteiligt sind, tauchen etliche Personen auf, die eigenartigerweise gleichzeitig bei der Signa angestellt sind und dort eng mit Herzberg arbeiten.
Die Homepage von Havit ist bereits nicht mehr online, auf LinkedIn findet man folgende Beschreibung: „Havit ist eine einzigartige Marke, die Workout-, Spa- und Gesundheits- sowie Konferenz- und Veranstaltungsräume an einem inspirierenden Ort vereint. Unsere Mission ist es, diese außergewöhnlichen Dienste für verschiedene Benutzergruppen leicht zugänglich zu machen und so Einfachheit und Komfort für alle zu gewährleisten. Der erste HAVIT wird im ersten Quartal 2024 in Berlin-Mitte seine Pforten öffnen.“
Wenn der Vermieter auch der Mieter ist
Und diese Pforten hätten eben in dem Signa-Gebäude „Beam“ eröffnet werden sollen. Dazu wird es vermutlich nicht mehr kommen. Laut profil-Informationen besteht der dringende Verdacht, dass Herzberg rund1500 Quadratmeter als Signa-CEO an Havit vermietete – und somit quasi an sich selbst. Und das zu äußerst günstigen Konditionen, wie es seitens Signa gegenüber profil heißt. Hinweisgeber war ein ausländisches Unternehmen, das sich in das Beam einmieten wollte und dann angesichts der dubiosen Geschäftspraktiken Herzbergs abgesprungen sein soll. Bei Signa geht man von einem niedrigen zweistelligen Millionenschaden aus, eine entsprechende Strafanzeige wurde vorbereitet und soll dieser Tage bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft eingebracht werden. Außerdem soll sich Herzberg an der Signa-Marketing in Berlin bedient haben, die ihm eine aufwändige Homepage für Havit gebaut haben soll. Signa-Marketing wird von einem engen Vertrauten Herzbergs geleitet
profil stellte an Herzberg eine Anfrage, diese blieb bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aber unbeantwortet.
Beam wurde übrigens heuer an die Kühne-Holding verkauft. Die Hamburger Holding ist Aktionär der Signa Development. Karl Gernandt sitzt sowohl im Stiftungsrat der Kühne-Stiftung und ist auch Aufsichtsrat der Signa-Development. Herzbergs Posten bei der Signa übernahm mit sofortiger Wirkung Erhard Grossnigg, er fungiert nun als Sprecher des Vorstands. Alfred Gusenbauer, Aufsichtsratsvorsitzender sowohl der Signa Prime Selection AG als auch der Signa Development Selection AG sagte: „Leider mussten wir diese Entscheidung treffen und diesen harten Schritt setzen. Die Verdachtslage war eindeutig und ließ den Aufsichtsräten keine andere Wahl. Gerade in den herausfordernden Zeiten bedarf es 100%iges Vertrauen in die handelnden Personen und Geschlossenheit bei den Entscheidungen.“