Krieg in Gaza

Israeli-Österreicher Tal Shoham ist frei

16 Monate lang war er eine Geisel der Hamas. Niemand wusste, ob er noch lebt. Heute kehrt Tal Shoham zu seiner Familie zurück.

Drucken

Schriftgröße

Es sind Bilder wie aus einem brutalen Videospiel. Tal Shoham steht auf einer Bühne in Rafah, der Stadt im südlichen Gazastreifen. Hinter ihm prangt eine Leinwand mit martialischen Geschossen, neben ihm stehen vermummte Männer der islamistischen Terrororganisation Hamas mit Sturmgewehren. 

Die Hamas inszeniert die Freilassung der Geiseln auf offener Bühne. Mit lauter Musik und palästinensischen Fahnen. 

Es sind Bilder, die wohl auch Tal Shohams Familie in Israel mitansehen musste. Seit November 2023 kämpfen sie unaufhörlich für seine Freilassung. Genauer gesagt: Seit dem Tag, an dem sie selbst aus Hamas-Gefangenschaft befreit wurden. In einem Statement der Familie heißt es am Samstagvormittag: "Wir haben gesehen, dass Tal den Umständen entsprechend wohlauf ist. Eine ungeheure Last fällt von unseren Herzen. Nur noch Minuten trennen uns von dem Moment, an dem wir ihn wieder in die Geborgenheit der Familie aufnehmen können."

Wir haben gesehen, dass Tal den Umständen entsprechend wohlauf ist. Eine ungeheure Last fällt von unseren Herzen. Nur noch Minuten trennen uns von dem Moment, an dem wir ihn wieder in die Geborgenheit der Familie aufnehmen können

Statement der Familie

Das österreichische Außenministerium begrüßte die Freilassung von Shoham in einer Stellungnahme. 

Shoham, der aufgrund seiner Vorfahren in Österreich die Doppelstaatsbürgerschaft besitzt, wurde am 7. Oktober 2023 mit seiner Frau, ihren beiden Kindern und weiteren  Angehörigen in den Gazastreifen verschleppt. Sein Frau Adi Shoham und die Kinder Naveh (8) und Yahel (4) kamen im November 2023 als Teil des ersten Geisel-Deals zwischen Israel und der Hamas frei. Profil hat seitdem immer wieder über das Schicksal der Familie berichtet. 

Heute Samstag sollen insgesamt sechs israelische Geiseln entlassen werden. Im Gegenzug kommen 602 Palästinenser aus israelischen Gefängnissen frei. Darunter befinden sich auch 50 mit lebenslangen Haftstrafen. Neben Shoham sollen auch die drei vom Nova-Festival entführten jungen Israelis Omer Shem-Tov, Omer Wenkert und Eliya Cohen. Die Geiseln sollen nach der Übergabe zu einem Stützpunkt der israelischen Armee gebracht werden. Dort bekommen sie die Möglichkeit, sich zu duschen und frische Kleidung anzuziehen. Auf dem Stützpunkt findet auch das lang ersehnte Wiedersehen mit Tal Shohams Familie statt. Anschließend wird Tal Shoham per Helikopter in ein Krankenhaus im Zentrum Israels geflogen werden. 

Franziska Tschinderle

Franziska Tschinderle

schreibt seit 2021 im Außenpolitik-Ressort. Studium Zeitgeschichte und Journalismus in Wien. Schwerpunkt Südosteuropa / Balkan.