„Abschied“ von Die Ärzte: Die Zukunft ist noch nicht geschrieben
Bandabschied vertagt. Die Berliner Punkrock-Institution Die Ärzte macht ihre kürzlich veröffentlichte Online-Drohung „Manchmal ist es einfach Zeit zu gehen“ doch noch nicht wahr. Schlagzeuger Bela B, Gitarrist Farin Urlaub und Bassist Rodrigo Gonzalez haben auch 2019 noch etwas zu sagen – und das ist auch gut so.
Mit ihrem ersten neuen Song seit 2012, verabschiedet sich das Trio lieber von Mutter Erde, für die es wohl besser wäre, so die Band, wenn die Menschheit einfach aussterben würde. Die Klimakatastrophe ist längst da – und Die Ärzte sagen auf Wiedersehen: „Alles ist besser als ein weiterer Tag / An dem wir den Planeten ruinieren / Los komm, wir sterben endlich aus / Was Besseres kann der Erde nicht passieren“, heißt es in „Abschied“. Am Ende würden sich zumindest die Tiere freuen, die Städte würden wieder grün werden und vielleicht würden sogar die Dinosaurier ein Comeback feiern.
Musikalisch klingt das Comeback der selbsternannten besten Band der Welt indes nach einer typischen Die Ärzte-Nummer: Orchestrales Intro, Punkrock-Gitarren, Mitsing-Refrain, Pogo-Ambitionen – und im Hintergrund hört man die Lucky-Luke-Pistolen knallen. Peng!
Natürlich könnte man diesen „Abschied“ jetzt auch als zynische Antwort älterer weißer Punkrock-Männer auf die junge #fridaysforfuture-Bewegung sehen. Neo-Romanautor B (56), Urlaub (55) und Gonzalez (50) sind aber bereits seit ihren Anfängen dafür bekannt, den Finger nicht nur in sozialpolitische Wunden zu legen, sondern das Ganze mit einem schönen Augenzwinkern zu verbinden. Passenderweise gibt es den „Abschied“, der diese Woche veröffentlicht wurde, in zwei Versionen, für Vegetarier und Veganer. Wahlweise werden hier Eier oder Tomaten bis zur Unkenntlichkeit gebraten – als Sinnbild für die drohende Öko-Katastrophe. Zurück bleibt nur verbrannte Erde.
Das Ende der Geschichte ist aus Sicht der Die Ärzte schon fast, aber noch nicht ganz erreicht: Im Frühsommer geht es für die Band auf Europa-Tournee (mit dem passenden Titel „Miles & More 2019“). Auch ein Abstecher nach Österreich ist bisher geplant. Da ist die Welt bekanntlich noch in Ordnung. Und wie immer gilt: Die Zukunft wird erst geschrieben.
Diese Woche in der unerhört-Playlist:
Vampire Weekend: Harmony Hall (Song) MOTSA: No Fear feat. David Österle (Song) Nicole Jaey: Breeze (Song) Jenny Lewis: Red Bull & Hennessy (Song) Sharon Van Etten: Remind Me Tomorrow Deafheaven: Black Brick(Song) Die Heiterkeit: Was passiert ist Bilderbuch: Europa 22 (Song) Iv/An: Sloboda Kretanja / Umorna Lica Funeral Chic: Superstition Die Türen: Exoterik Lonnie Holley: MITH
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