Ächz!: Max Goldt übersetzt Comics in Dramolette
Man kennt die Anordnung aus Comics: Gezackte Sprechblasenränder zeigen Jähzorn und Wutausbrüche an, weiß kolorierte Flächen in Wolkenform mit kleiner werdenden Kreisen signalisieren ein Nachdenken des Strichcharakters. „Denkblasen und Denker-Denkblasen-Verbindungsbläschen“, so umschreibt, in gewohnter Eleganz, der deutsche Schriftsteller Max Goldt, 57, das Phänomen in seinem jüngsten Buch, in dem er seine gemeinsam mit dem Zeichner Stephan Katz seit 2008 publizierten Comic-Bände in Dramolette zu exportieren sucht. „Räusper“, so der Worterotiker Goldt weiter, heiße die Publikation übrigens deshalb, weil er noch nie einen „Erikativ als Buchtitel“ gehabt habe, also jene – nach der legendären Disney-Übersetzerin Erika Fuchs benannte – sprachliche Ausdrucksform, die Verben auf ihren Wortstamm reduziert: Ächz und Würg.
„Räusper“ beinhaltet 30 Comics in Rede und Gegenrede plus Bonustrack: Ein eigens erfundenes Zeichen – eine Art gekipptes Kugelwesen in Miniaturform – markiert die gedachten Passagen. Einen gezeichneten gelben Kreis, umrankt von gelben Strichen auf blauem Grund, übersetzt Goldt in Regieanweisungen: „Ohne jede Spur von Scheu und Schamgefühl prangt die Sonne am brutal- blauen Himmel.“
Die Comic-Sprach-Transformationsarbeit führt Goldt in wunderliche Gefilde, in die man ihm nur allzu gern folgt. Sagt ein Mann zu einer Frau, die ihn liebt, die er aber nicht liebt: „Ich brauche keine Wallawalla-Trulla mit Menschenliebe-Haschmich.“
Max Goldt: Räusper. Comic-Skripts im Dramensatz. Rowohlt, 170 S., EUR 20,60