Albertina Klosterneuburg: Hochburg der Millionenmalerei
Knapp neun Monate vor seinem direktorialen Abgang – nach einem Vierteljahrhundert an der Spitze seines Hauses – hat Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder sich nun noch einen dramatischen letzten Trommelwirbel bestellt: In Klosterneuburg eröffnet er heute, erneut mit Hilfe seines Dauerfinanzpartners Hans Peter Haselsteiner, die zweite Dependance seines Haupthauses (die erste, die Albertina Modern im Wiener Künstlerhaus, existiert bereits seit vier Jahren). Aus dem ehemaligen, seit 2016 stillgelegten Essl Museum, das Schröder seither als Kunstlager gedient hat, hat er nun also die Albertina Klosterneuburg gemacht; als Malereimuseum für global zugkräftige Namen der Kunst nach 1945 ist das modernistische Gebäude wohl vor allem angelegt; damit bewegt sich Schröder, wie seit Beginn seiner Tätigkeit, fern der eigentlichen Agenden der einst als Grafiksammlung definierten Albertina.
Auf 3000 Quadratmetern sollen wechselnde Teile der (leicht missverständlich so genannten) Gegenwartskunst-Kollektion, die jene Kunst nach 1945 meint, die in den Depots der Albertina schlummert und rund 65.000 Werke aller Genres und Formate umfasst, gezeigt werden: Die seit bald 80 Jahren andauernde endlose Gegenwart der Nachkriegskunst wird hier gefeiert. Ohne Leihgaben will man arbeiten, das bereits Vorhandene jeweils neu und kostengünstig remixen.
Gleich drei Eröffnungsausstellungen bietet man in der Albertina Klosterneuburg ab sofort jeweils Donnerstag bis Sonntag (bis 3. November) an – eine lichte und zwei genüsslich verdunkelte: eine der Pop Art gewidmete Schau mit dem an Monty Python gemahnenden Titel „The Bright Side of Life", dazu eine „Darkness at Noon“ genannte Präsentation geschichtsschwerer deutscher und österreichischer Kunst zu den Schatten einer zerstörerischen Vergangenheit sowie eine auf Plastiken fokussierte Ausstellung zur „lädierten Welt“. Am kommenden Wochenende, Samstag und Sonntag, wird der Eintritt kostenlos sein – und große Werke von Kunstweltstars wie Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Anselm Kiefer und Franz West werden in generalsanierter Architektur zu bestaunen sein.
So erhält Österreich nach dem erst vor vier Wochen eröffneten Wiener-Aktionismus-Museum nun also ein weiteres Ausstellungshaus für moderne Kunst, das entschieden für eine Affirmation des Kanons, für die Monumentalisierung einer Kunst weitestgehend männlicher Genies eintritt. Ausnahmen (Maria Lassnig, Sonja Gangl) bestätigen, wie man weiß, die Regel.