"Montero" von Lil Nas X: Soft Spot
Machen wir es kurz: „Montero“, das Debüt des US-amerikanischen Musikers Lil Nas X, ist das Popalbum des Jahres. Und das hat mehrere Gründe. Um den aktuellen Hype zu verstehen, muss man kurz ins Jahr 2018 zurückspringen und noch einmal dieses unerhörte Lied „Old Town Road“ hören; ein süchtig machender Cocktail aus Hip-Hop und Country, vorgetragen von einem schwarzen, schwulen jungen Mann aus den Südstaaten. Das konservative Amerika zeigte sich von diesem Überhit verstört, der Rest streamte Lil Nas X derart konsequent, dass er auf Platz eins der US-Charts landete. Zentrale Songzeile: „You can't tell me nothing“.
Jetzt also „Montero“. In knappen 41 Minuten löst Montero Lamar Hill, wie Lil Nas X eigentlich heißt, sein trotziges Versprechen ein, wirft sich mit voller Wucht hinein ins bunte Leben und eignet sich popkulturell alles an, was ihm Spaß und Freude bereitet; singt von expliziten Sex-Fantasien, vom Begehren („That's What I Want“), aber auch von seiner schwierigen Kindheit mit einer drogensüchtigen Mutter („Dead Right Now“). Lil Nas X schafft es, zwischen Surfgitarren, Trap-Beats und Synthesizern bei seinen Hörerinnen und Hörern diesen soft spot zu finden, diesen Punkt, an dem Popmusik mehr wird als nur Beschallung, wenn sie plötzlich und unerwartet berührt und befreit.
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