Johnny Depp als Hutmacher.

Alice im Wunderland-Sequel: Keine Zeit, keine Zeit!

Therapien für den irren Hutmacher und die Rote Königin: das Blockbuster- Sequel "Alice im Wunderland. Hinter den Spiegeln".

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Tim Burtons "Alice im Wunderland" geriet 2010 zu einem milliardenschweren Kassenerfolg, weshalb eine Neuauflage, die sich um den literarischen Stoff nicht mehr zu kümmern brauchte, nicht allzu lange auf sich warten ließ. Schon vor sechs Jahren spielte Lewis Carrolls Roman nur eine Nebenrolle zwischen High-Tech-Animation und Realschauspiel vor dem Green-Screen.

Nun, in "Hinter den Spiegeln", wird der Figurenfundus ganz vom Original abgesprengt, wenn der lallende Hutmacher (Johnny Depp) und die Rote Königin (aggressiv-regressiv: Helena Bonham Carter) von Alice therapiert werden sollen. Dabei müsste man sich um die junge Frau am meisten sorgen: Mit ihrer Rückkehr nach England erlebt Alice (Mia Wasikowska) gerade selbst eine Krise, die sie zurück ins düstere Wunderland bringt.

Einen Moment der Ruhe möchte man Alice in diesem Seelenbildungsroman wünschen

Ihr Weg zur Gesundung führt übers Agieren: Wasikowskas erstes Opfer ist Sacha Baron Cohen, der Hüter der Vergangenheit, dem sie die Zeitmaschine stiehlt. Dass ihr Rettungsplan die Welt zu vernichten droht, stört sie wenig - nur als Zuschauer ermüdet man bald angesichts der digitalen Exzesse, die James Bobin (Regie) und Tim Burton (Produktion) hier aufeinander türmen. Einen Moment der Ruhe möchte man Alice in diesem Seelenbildungsroman wünschen, aber da ist sie schon wieder weiter auf ihrer Zeitreise, in die nächste Geschichte in der Geschichte in der Geschichte. Gehetzt wie das Weiße Kaninchen, mit dem einst alles begann.