Alter Meister
Iggy Pops sonore Stimme durchzieht diesen Film wie das wohlige Grundrauschen eines gedämpft laufenden Vierzylindermotors. Eloquent berichtet die - vor wenigen Tagen erst in ihr achtes Lebensjahrzehnt eingetretene - Proto-Punk-Legende in Jim Jarmuschs Film "Gimme Danger" von den Gründungsjahren einer Musik, die das Risikoversprechen des alten Rock'n'Roll vorsätzlich potenzierte und der Ära des Prog-Rock ein Ende setzte. Iggy Pop, geboren als James Newell Osterberg Jr. in einer Kleinstadt in Michigan, machte sich Mitte der 1960er-Jahre erst als Drummer und Blues-Musiker, ab 1968 aber vor allem als Frontman der Band The Stooges unentbehrlich: Die rohe Gewalt ihrer Musik stand in logischem Verhältnis zum Primitivismus ihrer Texte; Titel wie "I Wanna Be Your Dog" und "No Fun" mischten Amerikas hippie-selige Popszene lustvoll auf, provozierten Kritiker zu ambivalenten Begriffen wie "stupid-rock at its best". Jarmusch lässt Iggy Pop im Lehnstuhl erzählen, mischt aber jede Menge Archivmaterial und heiter animierte Sequenzen dazu: "Gimme Danger" - der Filmtitel bezieht sich auf einen Stooges-Song von 1973 - mag konventionell gebaut sein; die Dynamik dieses singulären Künstlerlebens und die einnehmende Präsenz des Protagonisten entschädigen aber für den (allzu) klassischen Zugriff.