PROTO-PUNK-IKONE: Iggy Pop in Jim Jarmuschs "Gimme Danger".

Alter Meister

Gefahr im Verzug: Rocklegende Iggy Pop, soeben 70 geworden, ließ sich von US-Filmemacher Jim Jarmusch porträtieren.

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Iggy Pops sonore Stimme durchzieht diesen Film wie das wohlige Grundrauschen eines gedämpft laufenden Vierzylindermotors. Eloquent berichtet die - vor wenigen Tagen erst in ihr achtes Lebensjahrzehnt eingetretene - Proto-Punk-Legende in Jim Jarmuschs Film "Gimme Danger" von den Gründungsjahren einer Musik, die das Risikoversprechen des alten Rock'n'Roll vorsätzlich potenzierte und der Ära des Prog-Rock ein Ende setzte. Iggy Pop, geboren als James Newell Osterberg Jr. in einer Kleinstadt in Michigan, machte sich Mitte der 1960er-Jahre erst als Drummer und Blues-Musiker, ab 1968 aber vor allem als Frontman der Band The Stooges unentbehrlich: Die rohe Gewalt ihrer Musik stand in logischem Verhältnis zum Primitivismus ihrer Texte; Titel wie "I Wanna Be Your Dog" und "No Fun" mischten Amerikas hippie-selige Popszene lustvoll auf, provozierten Kritiker zu ambivalenten Begriffen wie "stupid-rock at its best". Jarmusch lässt Iggy Pop im Lehnstuhl erzählen, mischt aber jede Menge Archivmaterial und heiter animierte Sequenzen dazu: "Gimme Danger" - der Filmtitel bezieht sich auf einen Stooges-Song von 1973 - mag konventionell gebaut sein; die Dynamik dieses singulären Künstlerlebens und die einnehmende Präsenz des Protagonisten entschädigen aber für den (allzu) klassischen Zugriff.

Stefan   Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.