Kulturtipp

Arnulf Rainer: Auslöschung & Neuschöpfung

Im Pantheon der österreichischen Gegenwartskunst besetzt Arnulf Rainer längst einen Ehrenplatz. Demnächst wird er 95. Stefan Grissemann legt einen Ausstellungsbesuch nahe.

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Demnächst wird der Mann mit der Neigung zur gestischen Übermalung seinen 95. Geburtstag begehen. Am 8. Dezember wird man Arnulf Rainer, der in diversen Kunst-Rankings seit Jahrzehnten zu Österreichs bedeutendsten lebenden Künstlern gezählt wird (neben friendly competitors wie Valie Export, Erwin Wurm und Heimo Zobernig), wohl weit über die Grenzen seines Heimatlandes hinaus gratulieren. Im seit 15 Jahren existierenden Arnulf-Rainer-Museum in der Geburtsstadt des Künstlers – in Baden bei Wien – tut man dies jetzt schon; am kommenden Samstag eröffnet man dort eine Jubiläumsausstellung, der man einen spektakulären Titel gegeben hat: „Das Nichts gegen alles“.

Die existenziellen Obertöne der Namensgebung sind gerechtfertigt und von Rainers Werk bestens gedeckt, geht und ging es darin doch stets um Fragen von Kreation und Destruktion, von Darstellung und Auslöschung. Die frühen 1950er-Jahre waren Rainers Sturm- und Drang-Epoche, mit der Gründung der „Hundsgruppe“ (gemeinsam mit, neben anderen, Ernst Fuchs, Markus Prachensky und Josef Mikl), und - an der Seite der jungen Maria Lassnig –  mit seiner sehr eigenen Interpretation abstrakter Malerei, vor allem der damals brandaktuellen, in Paris entstandenen Stilrichtung des Informel.

Die Badener Rainer-Schau, die sich auf Frühwerke und Kreuz-Serien konzentriert, soll übrigens den Beginn eines dreijährigen Ausstellungszyklus bilden. Teile der Bestände des Kunstsammlers Helmut Zambo, der Arnulf Rainers Schaffen über Jahrzehnte begleitete und über Jahrzehnte hinweg die weltweit bedeutendste Kollektion der Arbeiten dieses Künstlers aufbaute, werden hier erstmals zu besichtigen sein. Die Eröffnung findet am 23.11. um 11 Uhr statt, ein Open House am Sonntag, 24.11., zwischen 10 und 17 Uhr. Der Künstler selbst wird, laut Auskunft aus dem Museum, am Eröffnungsreigen leider nicht teilnehmen können. Aber sein Werk, in dem Rainer selbst vielfach, etwa in seinen „Face Farces“, auch visuell vertreten ist, wird bildgewaltig für ihn einstehen können.

Stefan   Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.