Auf DDR-Distanz: "In Zeiten des abnehmenden Lichts"
Es scheint nahezuliegen, das gesellschaftliche Klima, das in der Deutschen Demokratischen Republik bis zuletzt geherrscht haben muss – eine giftige Mischung aus Kleinbürgermief, Pedanterie und Misanthropie –, tragikomisch zu bearbeiten. Der Schriftsteller Eugen Ruge gab 2011 in seinem DDR-Epos "In Zeiten des abnehmenden Lichts", seinem späten, autobiografisch gefärbten Debüt, der Sachlichkeit noch den Vorzug über die Heiterkeit.
Der vielgebuchte TV-Regie-Routinier Matti Geschonneck dagegen, selbst in der DDR aufgewachsen, meinte nun offenbar, dem Affen für die Kinoadaption des Bestsellers etwas mehr Zucker geben zu müssen. Also reduzierte er nicht nur die vielen, weit ins Historische ausgreifenden Erzähllinien der Vorlage auf das zentrale Ereignis einer tristen Geburtstagsparty anno 1989, er legte auch deutlich mehr Wert auf gelegentlich einbrechende Komik und sanfte Absurdität in der Figurenzeichnung.
Dabei hat Geschonnecks Inszenierung, die sich auf ein Drehbuch des ehemaligen DDR-Filmautors Wolfgang Kohlhaase, 86, stützt, etwas sehr Nüchternes, auch Distanziertes; sie kreist um Bruno Ganz, der den 90-jährigen Stalinisten Wilhelm Powileit tatsächlich souverän darstellt, gibt sich aber zufrieden mit einer Serie kursorischer Charakterstudien, die von virtuosen Schauspielkräften wie Sylvester Groth, Angela Winkler und Hildegard Schmahl getragen werden. Ein in klare Bilder und präzise in Szene gesetzter Film, der jedoch jegliche Dringlichkeit vermissen lässt.
Regie: Matti Geschonneck Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase, Eugen Ruge Besetzung: Bruno Ganz, Hildegard Schmahl, Sylvester Groth, Alexander Fehling, Angela Winkler