James Franco als Tommy Wiseau in "The Disaster Artist"
"The Disaster Artist"

Auf Nummer sicher: "The Disaster Artist"

James Franco amüsiert sich in "The Disaster Artist" königlich über einen inkompetenten Regisseur.

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Ed Wood war gestern. Den zweifelhaften Titel des schlechtesten Filmemachers der Welt verbucht inzwischen, mit einigem Recht, ein anderer, außerhalb Nordamerikas kaum bekannter Kino-Verzweiflungstäter für sich. Um Tommy Wiseau, dessen selbstfinanzierte Amateur-Soap "The Room" 2003 zunächst für Kopfschütteln sorgte, dank des alten So-schlecht-dass-es-schon-wieder-gut-ist-Syndroms aber bald schon zum Kult wurde, kreist die Realsatire "The Disaster Artist". Der umtriebige Schauspieler, Produzent und Regisseur James Franco erzählt in "The Disaster Artist" (in Wien u. a. zu sehen im Gartenbaukino) die Entstehungsgeschichte des Eifersuchtsdramas "The Room" lustvoll, aber stilistisch konventionell nach; Franco selbst spielt -heiter, aber allzu breit - den steinreichen Outsider Wiseau, der mit einem jungen Schauspielschüler (Dave Franco, Bruder des Stars) der chronischen Erfolglosigkeit ein Schnippchen zu schlagen versucht - und ein selbstgebasteltes Filmprojekt ins Auge fasst, in dem uncharismatische Akteure sinnlose Dialoge rezitieren; mittendrin der unbegabte Regiedebütant selbst, der mit Metal-Mähne und massiv osteuropäischem Englisch einen ausgebooteten Liebenden darstellt.

Auch wenn die Story leidlich amüsiert: Franco geht auf Nummer sicher, bleibt in seinem Porträt eines nicht salonfähigen Regie-Dilettanten zugleich voyeuristisch und empathisch, zwischen sanftem Spott und zarter Zuneigung. Und wenn Franco am Ende noch demonstriert, wie nahe seine "The Room"-Reenactments in Bildkomposition und Inszenierung Wiseaus originalen Szenen kommen, zeigt das leider auch, dass es ihm um Imitation eher geht als um Interpretation.

Stefan   Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.