Babyboxen
Ein surreales Bild: Zwei Dreijährige kämpfen im Ring, die Boxhandschuhe sind größer als ihre niedlichen Köpfe. Unglaublich, aber wahr: Bis in die 1970er-Jahre war in den USA die Sportart "Babyboxen" durchaus populär. An der ehrwürdigen Harvard University wiederum traten Studenten mit dem Versuch, möglichst viele lebende Goldfische zu schlucken, gegeneinander an. Und in Australien war das "Menschenangeln" beliebt, ein guter Schwimmer übernahm die Rolle des Fisches, der andere versuchte ihn an Land zu ziehen. Warum sich dieser "Sport" nur kurzzeitig halten konnte? Tod durch Strangulieren stand leider auf der Tagesordnung.
Der Brite Edward Brooke-Hitching listet in seiner unterhaltsamen "Enzyklopädie der vergessenen Sportarten" an die 100 Disziplinen auf, die aus guten Gründen ausgestorben sind. Entweder wurden Tiere gequält, Menschen verletzt, oder die Aktivitäten wirkten wie von der Spaßtruppe Monty Python ausgedacht. Beim Luftgolf etwa warf jemand Bälle aus einem Flugzeug ab, der zweite Spieler auf dem Boden lochte ein. Im Rahmen von "Feuerwerksboxen" wurden Ende des 19. Jahrhunderts Männer in Asbestanzüge gesteckt, an denen pyrotechnische Utensilien befestigt waren. Und das "Telefonzellenstopfen" (Rekord: 25 Leute) war in den 1960er-Jahren eine schrullige Manie, die nicht nur in England verbreitet war - obwohl gerade die Heimat des Autors seit jeher eine große Affinität zu absurden Sportarten aufweist.
Edward Brooke-Hitching: Enzyklopädie der vergessenen Sportarten. Aus dem Englischen v. Matthias Müller. 200 S., EUR 29,90