Strizzi’s Paradise

Beat-Bastler Brenk Sinatra entdeckt den Austropop

Pop. Beat-Bastler Brenk Sinatra entdeckt den Austropop

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Von Florian Wörgötter

In der TV-Serie "Kaisermühlen Blues“ waren die Bezirksräte Gneisser und Schoitl der Ansicht, dass der Nabel der Welt allein ihr Grätzel sein könne. Tatsächlich schießen dort offenbar ungeahnte Nährstoffe aus dem Kaiserwasser: Der Hip-Hop-Produzent Branko Jordanovic vulgo Brenk Sinatra, 34, etwa schickt von Kaisermühlen aus seine souligen Beats in die Welt. Mittlerweile schmücken rund 60 seiner Tonträger die Studiowand, darunter Arbeiten mit heimischen Rap-Musikern wie Skero und MAdoppelT, den deutschen Betty Ford Boys und Casper sowie dem New Yorker Soulsänger Miles Bonny. Daneben prangt ein gemeinsames Foto mit der US-Produzenten-Ikone DJ Premier von 1999. Damals war Brenk bloß Fan von dessen Band Gangstarr; heute veredelt Premier ihm die Beats und mastert seine Songs. Dazu kam es, weil Brenk Kostproben seiner Musik per Luftpost in die Staaten schickte, die dort ihre Runden drehten. "Unfassbar“, grinst Brenk stolz, als er davon erzählt, dass DJ Premier glaubte, seine Beats stammten aus Los Angeles. "It’s that white kid from Aus-tria!“, entgegnete ihm Gangster-Rap-Legende MC Eiht aus dem Vorort Compton, der Brenks Beats aufgeschnappt und seine Raps dazu eingespielt hatte.

Nun muss die Platte, der auch Premier drei Tracks beisteuern soll, nur noch erscheinen. Brenk wartet seit vier Jahren darauf. Mit Rat-Pack-Crooner Frank Sinatra vereint ihn neben dem gegelten Seitenscheitel und der Weinseligkeit vor allem eines: der Charme des Zwielichts. Auf seiner aktuellen Instrumental-Platte "Singende Klingende Unterwelt“ beweist er gemeinsam mit dem Südtiroler Beat-Fabrikanten Fid Mella, dass die wahren Gaunerschätze im Wiener Lied und im Austropop der 1970- und 1980er-Jahre vergraben sind. Warum in die Ferne schweifen, wenn Strizzi’s Paradise auf hiesigen Flohmärkten schlummert? Auf ihrer Spurensuche hefteten sich die Plattensammler an die Fersen von Häfenbrüdern, Halbstarken und Volltrunkenen. "Die Musiker haben sich früher einfach weniger g’schissen“, konstatiert Brenk und zieht die ideegebende Platte von Georg Danzer aus dem Schrank, auf der dieser singt: "I stich di o!“ Schriebe man Songtexte wie diese heute, so der Mann aus Kaisermühlen, "sie wären wohl astreiner Gangster-Rap“. Taumelnde HipHop-Beats tragen die dunkelgrauen Suff-Lieder des Albums, die derbe, ölige Wiener Ganovensprache entfaltet im Kontext der Musik durchaus parodistischen Charakter. Hier ist alles erlaubt - außer politische Korrektheit. "Der Galgenhumor ist die Seele Wiens“, sagt Brenk, "und der rote Faden unserer Platte.“

Brenk Sinatra & Fid Mella: Singende Klingende Unterwelt - Chop
Shop 2 (Hector Macello)