Beatles-Doku "Eight Days A Week"
Seit über fünf Jahrzehnten ist Ron Howard in der Filmbranche tätig - und ebenso lange Beatles-Fan. Zum 10. Geburtstag bekam der damalige Kinderstar nach erbittertem Flehen von seinen Eltern eine Pilzkopf-Perücke. Mit 62 schenkt der zweifach Oscar-gekrönte Regisseur, Produzent und Schauspieler sich und weiteren Fans nun die autorisierte Doku "The Beatles: Eight Days A Week". Ab Donnerstag im Kino.
Wie der Untertitel "The Touring Years" verrät, fokussiert Howard ("A Beautiful Mind", "Rush") auf die frühen Jahre in der Karriere von Paul McCartney, John Lennon, Ringo Starr und George Harrison, als die vier Jungspunde von Liverpool aus die Welt bereisten - und rasant eroberten. "Eight Days A Week" setzt bei frühen Gigs im Liverpooler Cavern und dem Hamburger Star Club Anfang der 60er-Jahre an und endet mit dem letzten kommerziellen Konzert der Band 1966 im Candlestick Park in San Francisco. "Am Schluss wurde alles kompliziert. Aber am Anfang war alles recht einfach", sagt McCartney, der ebenso wie Ringo Starr mehrfach für die Doku interviewt wurde. Sie unterstützen den Film ebenso wie Yoko Ono und Olivia Harrison, deren verstorbene Ehemänner in Archivaufnahmen die bewegte Band-Vergangenheit reflektieren.
So kurz die Zeit war, in der die größte Popband der Musikgeschichte live zu erleben war, so intensiv war sie auch - zu intensiv, sollten die Vier doch bis zur Trennung 1970 trotz weiterer Alben nicht mehr auf Tour gehen. "Eight Days A Week" macht nachvollziehbar, wieso sich gegen Ende alle Beteiligten - allen voran Harrison und Lennon - ausgebrannt fühlten, von den aggressiven Medien unter Druck gesetzt, vom Manager zum Show-Act getrimmt und den (zumeist weiblichen jungen) Fans bei den kompakten, durchchoreografierten Gigs niedergekreischt.
Lustvoller, mitreißender Schnellkurs in Sachen Beatles
Für Baby-Boomer, die die "Beatlemania" miterlebt haben, ist all das freilich nichts Neues. Howard richtet seine Doku nicht zuletzt an jüngere Zuseher, die dank ihrer Eltern mit Beatles-Musik aufgewachsen sind, die Geschichte dahinter aber nicht kennen und wohl kaum erahnen können, wie groß die Band wirklich war. Das Ergebnis ist ein lustvoller, mitreißender Schnellkurs in Sachen Beatles: Zahlreiche, teils unveröffentlichte Konzertmitschnitte reihen sich an Bilder aus den legendären Auftritten in der "Ed Sullivan Show", private Aufnahmen aus Hotelzimmern und Ausschnitte aus Interviews, in denen die vier Burschen authentisch und frech ihre Schlagfertigkeit unter Beweis stellen. Mit dezenten Effekten - einer rauchenden Zigarette etwa - erwachen auch Standfotos zum Leben.
Der Spaß am gemeinsamen Spielen, die Entscheidungsfindung innerhalb der Band, der Songwriting-Prozess zwischen John und Paul und die sich gut ergänzenden Persönlichkeiten sind zentrale Themen, die sich durch "Eight Days A Week" ziehen. Howard bettet das globale Phänomen, das Erwachsene an der geistigen Gesundheit einer ganzen jungen Generation zweifeln ließ und die Popkultur nachhaltig prägen sollte, auch in einen historischen Kontext ein, haben Lennon & Co. politische Kontroversen doch nie gescheut.
Howard achtet darauf, dass die Vier ihre Geschichte selbst erzählen und diejenigen sind, die - im Bild oder im Off - am häufigsten zu Wort kommen; er streut lediglich Wortmeldungen einzelner prominenter Beatles-Fans ein. So blitzt eine junge Sigourney Weaver etwa in der Masse bei einem Konzert auf; und erinnert sich Whoopi Goldberg unter Tränen daran, dass ihre Mutter sie einst mit zwei Karten für das historische Konzert im Shea-Stadion überraschte, obwohl die Familie sich das eigentlich nicht leisten konnte. Der 30-minütige Auftritt vor 56.000 Menschen - das bis dahin größte Stadionkonzert aller Zeiten - ist in einer restaurierten Fassung dem Kinofilm hintangestellt.
Das Gefühl der kollektiven Euphorie, die Liebe, die diesen vier jungen Männern entgegen schwappte, und die sie selbst am Musizieren empfanden, ist in "Eight Days A Week" förmlich greifbar, und lässt den Film zur liebenswerten Hommage an vier außergewöhnliche Musiker werden. Die letzten fünf Jahre der Bandgeschichte bis zu Trennung 1970, in denen wegweisende Alben wie "Revolver" und "Abbey Road" entstanden, rasen im Schnelldurchlauf auf der Leinwand vorbei. Das Ende aber gehört einmal mehr den Beatles live: Am 30. Jänner 1969 spielten sie auf dem Dach der Apple-Studios in London ein exklusives Konzert. Nicht nur der McCartney-Rauschebart ist ein Zeugnis davor, wie schnell die vier jungen Männer in diesen wenigen Jahren gereift, gealtert sind.