Benjamin von Stuckrad-Barre: Bekenntnisse eines Groupies
Bereits als angehender Pop-Journalist weiß Benjamin von Stuckrad-Barre eines sehr genau: Was die Bands, die er interviewt, zu sagen haben, interessiert ihn wenig. Er möchte einfach mit den coolen Stars abhängen: Backstage-Zutritt als Lebensgefühl, radikales Groupie-Dasein als Erfolgsstrategie. Wenn Stuckrad-Barre, in den späten 1990er-Jahren mit Büchern wie "Soloalbum“ (1998), "Livealbum“ (1999) und "Remix“ (1999) auf Lesungen als Popstar gefeiert, nun mit nur 41 Jahren seine umfangreiche Autobiografie vorlegt, ist das bloß konsequent: Es ging in seinem literarischen Kosmos schon immer vor allem um ihn selbst.
Gleichzeitig ist das Buch eine Liebeserklärung an den Deutsch-Rocker Udo Lindenberg, der ihn zunächst musikalisch und später auch direkt durch alle Lebensphasen begleitet hat.
In "Panikherz“ beschreibt er seine Kindheit in einem Pastoren-Haushalt, seinen Job als Gag-Schreiber für den Fernsehentertainer Harald Schmidt und seinen kometenhaften Aufstieg als Literat. Im Zentrum aber steht sein tiefer Fall in die Kokain-Abhängigkeit und Bulimie. Gleichzeitig ist das Buch eine Liebeserklärung an den Deutsch-Rocker Udo Lindenberg, der ihn zunächst musikalisch und später auch direkt durch alle Lebensphasen begleitet hat. Die Zelig-hafte Mittelmäßigkeit von "Stuckiman“, wie Lindenberg ihn nennt, macht "Panikherz“ zwar sehr berechenbar (es kommt fast immer, wie es kommen muss), trotzdem erzeugt das Buch einen erstaunlichen Sog. Allein die Treffen mit US-Kultautor Bret Easton Ellis, der noch neurotischer ist als Stuckrad-Barre, sind funkelnde Miniaturen, pointiert und liebevoll zugleich.
Benjamin von Stuckrad-Barre: Panikherz. Kiepenheuer & Witsch. 576 S., EUR 23,70