Bilderbuch rettet Weihnachten
Es gibt eine Welt da draußen, einen Ort außerhalb der eigenen vier Wände. Das muss man sich dieser Tage immer wieder vor Augen führen, oder besser: in Auge und Ohr streamen. Am einfachsten geht das natürlich in der bunten Zwischenwelt aus Kunst, Pop und Tanz. Wie passend, dass uns die österreichischen Musik-Feingeister Bilderbuch so knapp vor Weihnachten noch ein Liebeslied von ihrer aktuellen Amerika-Tournee schicken. „Stromkabel hängen übers Feld / Irgendwo zwischen deiner und meiner Welt“, säuselt Frontmann Maurice Ernst, 33, und lässt Bilder entstehen, die man sich im grauen Advent-Österreich nur zu gerne ausmalt: „Ein Robot saugt ein Hotel / Swimmingpool, I'm watching it / Und denk' an dich.“
So fühlt sie sich also an, die digitale Sehnsucht zwischen den Kontinenten, immer nur einen Klick entfernt; man ist sich nah – und doch so unfassbar fern. Bilderbuch brauchen für dieses Liebeskummergefühl nur ein paar verzerrte Gitarren, ein wenig Funk, Glamrock und sehr gegenwärtige Reime: „Keine Distanz zwischen uns ist weit genug / Flüster nur meinen Namen / Durch dein Display / Und ich bin da, wo immer du bist, bin ich da.“ Die Single „Zwischen deiner und meiner Welt“ knüpft nun da an, wo ihre beiden davor veröffentlichten Lieder aufgehört haben; Bilderbuch klingt in den Jahren der Pandemie nach sexy bis verpeiltem Indie-Pop („Nahuel Huapi“) und leicht angetrunkenem Corona-Weltschmerz („Daydrinking“). Am 25. März 2022 veröffentlichen sie ihren neuen Longplayer „Gelb ist das Feld“ – und das darf man jetzt schon als die Farbe des neuen Jahres ausrufen.
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