Binge-Watching: Die besten TV-Serien 2017
"The Crown", Staffel 2, Netflix
Es ist paradox: Es gibt wenige Institutionen die traditionsbedachter und eingerosteter sind, als die Monarchie. Und dennoch: Die Macher von "The Crown", einer Serie um die britische Königin Elisabeth II., haben es geschafft den feministischen Zeitgeist zu treffen. Mit einer jungen Monarchin (Claire Foy), die sich anfänglich unsicher und im Kampf gegen Geschlechterstereotype an ihre neue Rolle herantastet und dabei, wie so viele Frauen, versucht Beruf, Familie und ihre eigenen Ansprüche unter einen Hut zu bekommen. Nur eben mit hunderten Angestellten und besser sitzendem Haar.
"Stranger Things", Staffel 2, Netflix
Nostalgie ist in der fiktiven Welt von "Stranger Things" ein verlockendes Stilmittel: Die Science-Fiction-Serie, liebevoll in den 1980er-Jahren inszeniert, zeigt trotz Horrorwesen und verschwundenen Kindern eine unschuldige Welt, in der es hauptsächlich um die universelle Kraft der Freundschaft geht (Serienmotto: "Friends don't lie"). Die Kids cruisen mit ihren BMX-Bikes durch die Straßen, statt auf WhatsApp hängen sie in Spielhallen oder vor ihren Brettspielen ab. Bestes TV-Suchtmittel.
"Rick & Morty", Staffel 3, Adult Swim
Im deutschsprachigen Raum noch immer ein Geheimtipp. Der labile, stets betrunkene aber geniale Wissenschaftler Rick Sanchez erlebt mit seinem Enkel Morty Smith die durchgeknalltesten Abenteuer zwischen Raum und Zeit, zwischen Dimensionen und Welten. Das ist schwer zu beschreiben, aber gut gegen Winterdepression. Beliebtes Serien-Zitat: "Nobody exists on purpose, nobody belongs anywhere, we’re all going to die." Frohe Weihnachten!
"Master of None", Staffel 2, Netflix
Zu Beginn der zweiten Staffel lebt Dev (Aziz Ansari) seinen – und um ehrlich zu sein auch unseren – Traum. Er wohnt im sonnigen Italien, wo er bei einer ältlichen Dame das Pasta machen lernt und mit seinem Rad durch die sonnendurchfluteten Gassen der Stadt tourt. Wie es der Zufall so will, verliebt sich Dev in eine hübsche Italienerin, die sich aber nicht aus ihrer Langzeitbeziehung lösen kann. Die prägenden Folgen der Staffel scheinen sich folglich alle die selben Fragen zu stellen: Wann soll man bleiben, wann gehen? Wann soll man sich an Konventionen halten und wann muss man einfach ins kalte Wasser springen? Mit dieser Entscheidung sehen sich sowohl Devs riesenhaft-knuffiger Freund Arnold auf der Hochzeit seiner Ex, Devs Freundin Denise vor ihrem Outing und natürlich auch Dev selbst bei der Zusammenarbeit mit einem übergriffigen TV-Koch und nicht zuletzt in seiner On-Off-Romanze konfrontiert.
"Better Call Saul", Staffel 3, Netflix
Die Vorgeschichte zu "Breaking Bad" ist mindestens genauso gut wie das Original: Der Plot um James McGill (Bob Odenkirk), der sich zu Walter Whites verschlagenem Anwalt Saul Goodman wandelt, ist vor allem die Geschichte einer schwierigen Geschwisterbeziehung. Es geht um moralische Fragen, um Anerkennung und Liebe. Zudem lässt sich "Better Call Saul" unerhört viel Zeit, den Plot zu entfalten. Statt Quotenbringern wie Sex und Gewalt wird hier zwischen Albuquerque und Santa Fe jede Szene zum Stillleben stilisiert. Wer das aushält, wird belohnt.
Außer Konkurrenz:
"Twin Peaks", Staffel 3, Showtime
Kaum ein Serien-Reboot wurde so sehnsüchtig erwartet wie die dritte Staffel "Twin Peaks". 26 Jahre nach dem vermeintlichen Ende driftet die 18-teilige Neuauflage des David-Lynch-Klassikers weiter ins Übernatürliche ab. Für den gealterten Helden Special Agent Dale Cooper (Kyle MacLachlan) geht es nicht weniger als um das Seelenheil. Er ist noch immer im legendären "Red Room" gefangen, einer Art Fegefeuer zwischen Himmel und Hölle. Am Ende stehen mehr Fragen als Antworten. Nichts anderes konnte man sich von Lynch erwarten. P.S: Wer sich mit dem Ende der Serie nicht zufriedengeben will, darf sich mit dem grandiosen Soundtrack-Album trösten.
Knapp daneben:
"Star Trek: Discovery", Staffel 1, Netflix
Natürlich ist die Neuauflage der Kultserie ein Must-see für alle Trekkies. Die Weltraumschlacht zwischen der Sternenflotte und den Klingonen, unabsichtlich ausgelöst durch die Erste Offizierin Michael Burnham (Sonequa Martin-Green), beeindruckt mit intelligenten Storylines und gewaltigen Bildern. Burnham und die Crew der Discovery bilden ein interessantes Ensemble, wenn auch ohne die für Star Trek übliche Selbstironie. Und doch fällt es schwer, sich mit einer Sternenflotte anzufreunden, die Krieg führt. Mit einem Kapitän, der seine Vorgesetzte und ehemalige Geliebte den Klingonen opfert, nur weil sie seine Tauglichkeit hinterfragt hat. Mit einer Protagonistin, von Spocks Vater aufgezogen, aber eben doch nicht so ganz Spock. Dieses Star Trek-Universum ist kalt und düster, voll Kriegstreiberei und Rache. Es hilft vielleicht sich zu erinnern, dass die Serie noch vor der allerersten um Captain Kirk und Co. spielt. Besinnt sich die Föderation noch auf ihre Grundprinzipien? Wir hoffen auch 2018.