Global drought, conceptual image
Kulturtipp

Was die Welt längst nicht mehr zusammenhält

Nur nicht die Übersicht verlieren! Wolfgang Paterno empfiehlt einen neuen Atlas über die Konflikte und Kriege der Gegenwart.

Drucken

Schriftgröße

Es ist natürlich nie so, dass gar nichts passiert. „Wenn ich die jetzige Situation gegen mein langes Leben aufrechne, kann ich mich an keine Häufung solch niederschmetternder Nachrichten erinnern“, bemerkte der Schriftsteller Michael Köhlmeier im Vorjahr in profil. „Gleichzeitig erinnere ich mich an den ehemaligen US-Präsidenten Roland Reagan, von dem man fürchten musste, dass er als realistische Möglichkeit einen Atomkrieg entfesselte. Damals dachte ich mir: Das ist die schlimmste Zeit meines Lebens.“

Es häuft sich also tatsächlich: Klimawandel; Covid-19-Pandemie; Wladimir Putins Überfall 2022 auf die Ukraine, einen souveränen und demokratischen Staat; der Terroranschlag der Hamas auf Israel, 7. Oktober 2023. 

Heute könne niemand mehr die übrige Welt ausblenden, notiert die französische Journalistin und TV-Moderatorin Émilie Aubry in „Die Welt der Gegenwart“ (C.H. Beck), einem gemeinsam mit dem Pariser Autor Frank Tétart angefertigten geopolitischen Atlas in handlichem Buchformat. Grundlage von „Die Welt der Gegenwart“ ist die TV-Sendung „Mit offenen Karten“ des deutsch-französischen Kultursenders Arte. Gutes Stichwort: Aubry und Tétart versuchen die Risse, die sich gegenwärtig durch die Welt ziehen, anhand zahlloser Karten zu illustrieren, was das Buch angenehmerweise in die Nähe jener guten alten Didaktik-Methode rückt, die einst „Funkkolleg“ hieß. 

Der spürbar verquer tickende Globus wird dabei in 28 Reisezielen umrundet – vom ukrainischen Kiew und dem mexikanischen Tijuana über das schwedische Gotland bis ins afrikanische Timbuktu. Krieg und Konflikte überall! Die Rückkehr der bewaffneten Feldzüge in Europa und im Nahen Osten hat auch der Kartografie eine Renaissance beschert: Immer mehr Karten schaffen es in die Nachrichten. 

„Die Welt der Gegenwart“ klärt, buchstäblich anschaulich, auf – und nimmt einen auf eine Reise mit, die vom Kleinen aufs Große schließen – und damit an der Welt an sich zweifeln – lässt. 

Wolfgang   Paterno

Wolfgang Paterno

ist seit 2005 profil-Redakteur.