Ein britischer Panzer geht im Ersten Weltkrieg auf einem Schlachtfeld in Flandern in Flammen auf.
Literatur

Historiker Richard Overy: Warum führen wir Krieg?

Der britische Historiker Richard Overy geht in seinem neuen Buch den wichtigsten Fragen der menschlichen Existenz auf den Grund. Wieso massakrieren wir einander? Weshalb können wir nicht in Frieden leben?

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Vor einem knappen Jahrhundert warfen zwei Größen ihrer Zeit eine entscheidende Frage auf. Ende 1931 wurde der Physiker Albert Einstein vom „Internationalen Institut für geistige Zusammenarbeit“ des Völkerbunds aufgefordert, sich einen Briefpartner zu einem Thema seiner Wahl zu suchen. Der Pazifist Einstein sandte eine Epistel in die Wiener Berggasse 19, an die Adresse von Prof. Sigmund Freud, den Erforscher der Seele, des menschlichen Wollens und Fühlens. „Gibt es eine Möglichkeit, die Menschheit von der Bedrohung des Krieges zu befreien?“, wollte Einstein wissen. Und weiter: „Die Einsicht, dass diese Frage durch die Fortschritte der Technik zu einer Existenzfrage für die zivilisierte Menschheit geworden ist, ist ziemlich allgemein durchgedrungen, und trotzdem sind die heißen Bemühungen um ihre Lösung bisher in erschreckendem Maße gescheitert.“

Von Freuds Antwort war Einstein enttäuscht. „Interessenkonflikte unter den Menschen werden prinzipiell durch die Anwendung von Gewalt entschieden“, entgegnete der Wiener Seelendoktor. So sei es im Tierreich, von dem der Mensch sich nicht ausschließen sollte; nur durch Hemmung der Zerstörungslust, die wiederum vom „Todestrieb“ abzuleiten sei, könne Frieden gestiftet werden, allerdings kein „ewiger“. Das Resultat der Korrespondenz war das Büchlein „Warum Krieg?“ (1932) – von einer Antwort sind wir äonenweit entfernt.

Wolfgang   Paterno

Wolfgang Paterno

ist seit 2005 profil-Redakteur.