Christine and the Queens: Autos für die Welt
Christine and the Queens war 2018 plötzlich da. Das Album „Chris“ war eingängiger Power-Pop, gemacht aus unerhörten Synthie-Melodien und sexy Gitarrenläufen, als wäre Prince höchstpersönlich noch einmal von den Toten auferstanden; ein Album des Jahres. Vier Jahre später hat sich nicht nur die Welt mehrmals gehäutet (Pandemie, Kriege, Klimakrise), sondern auch der französische Popstar Héloïse Letissier, der seit 2016 als non-binäre Person lebte, im Sommer aber ankündigte, ab sofort nur mehr männliche Pronomen für sich zu verwenden.
Mit „Redcar les adorables étoiles (prologue)“ stellt uns Letissier nun eine neue Kunstfigur vor und inszeniert sich in einer Rockoper, die als Bühnenprojekt entworfen wurde, unter dem Pseudonym Redcar. Glaubt man der Entstehungsgeschichte hinter dem Alter Ego, dann hat Letissier die roten Autos, die am Studio vorbeifuhren, als Zeichen der Hoffnung gesehen, als fluide Wesen, die der Welt wie ein roter Textmarker zur Seite stehen. So weit, so schräg, so schön.
Héloïse Letissier alias Christine and the Queens alias Redcar wagt mit den 13 neuen Songs (die zwischen französischen und englischen Texten pendeln) ein popkulturelles Experiment: Kann man ein Leben, die Liebe, das Begehren und die menschlichen Sehnsüchte völlig losgelöst von klassischen Geschlechterrollen erzählen und besingen? The artist formerly known as Christine zeigt: Wenn Redcar seine Erfahrungen und Emotionen zu Synthie-Rockchansons destilliert, dann schimmern die Songs mysteriös – und ganz ohne Stereotype. Zudem handelt es sich erst um den Prolog dieser magischen Rockoper: Redcar hat sich, folgerichtig, in die Stadt der Autos und der Engel, nach Los Angeles zurückgezogen, um am nächsten Teil zu arbeiten, der bereits im Frühjahr erscheinen soll. Alles fließt.
Christine and the Queens: „Redcar les adorables étoiles (prologue)“ (Virgin Music)
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