Das wahre Highlight der Oscars: Die Doku über Edward Snowden gewinnt
In den USA ist es nicht selbstverständlich, dass man Edward Snowden als mutigen Mann darstellt. Mitunter wird ihm dort mit der Todesstrafe gedroht, auch die amerikanische Gesellschaft ist gespalten, ob sie Snowden nun als Held oder doch als Verräter ansieht.
Umso wichtiger ist der Film „Citizenfour“ von Regisseurin Laura Poitras, der die Geschichte der Snowden-Enthüllungen erzählt. Man sieht, wie Poitras, Snowden und der Journalist Glenn Greenwald gemeinsam in einem Hotelzimmer in Hong Kong sitzen und die ersten Artikel über die NSA-Affäre verfassen. Man erkennt in diesen Szenen, welch enormes Risiko Edward Snowden auf sich nahm, als er der Welt vom ungeheuren Überwachungsapparat der Geheimdienste erzählte. Snowden versucht, vor der Kamera cool zu bleiben, aber in seinem Gesicht erkennt man sein Unbehagen (siehe auch Rezension von Kollege Stefan Grissemann)
In speziellen Momenten in der Geschichte braucht es Menschen, die Stellung beziehen
Ich durfte Poitras vergangenen Dezember interviewen und fragte sie, was ihres Erachtens die wichtigste Erkenntnis ihres Films ist. Sie sagte:
„Ich sehe meinen Film als eine Erzählung über Menschen, die aufstehen, wenn sie etwas sehen, das falsch läuft, und die persönliche Risiken eingehen. So jemand ist Edward Snowden oder auch der Whistleblower William Binney, der früher für die NSA arbeitete und im Film vorkommt. In speziellen Momenten in der Geschichte braucht es Menschen, die Stellung beziehen. Ich hoffe, dass der Film vermittelt, wie wichtig das ist.“
Ich glaube, das ist ihr gelungen und dafür wurde sie nun ausgezeichnet. Citizenfour ist nicht nur eine handwerklich erstklassig gemachte Dokumentation, es ist auch ein Film, der eine wichtige Geschichte zu erzählen hat.
In ihrer Dankesrede sagte Laura Poitras:
„Die Enthüllungen, die Edward Snowden offenlegte, zeigen nicht nur eine Bedrohung unserer Privatsphäre – sondern unserer Demokratie an sich. Wenn die allerwichtigsten Entscheidungen, die uns alle betreffen, im Geheimen getroffen werden, verlieren wir die Fähigkeit, jene Kräfte zu kontrollieren, die an der Macht sind.“
Mittlerweile gibt es auch einige Stellungnahmen zum Oscar für Citizenfour, die Wichtigste vermutlich von Edward Snowden.
„Als mich Laura Poitras fragte, ob sie unsere Treffen filmen konnte, war ich sehr zurückhaltend. Ich bin dankbar, dass ich Sie mich überreden ließ. Das Resultat ist ein mutiger und brillianter Film, der die Ehre und Anerkennung verdient hat, die er nun bekam. Ich hoffe, dass diese Auszeichnung mehr Menschen ermuntern wird, sich den Film anzusehen und von dieser Botschaft, die der Film hat, inspiriert werden: Dass normale Bürger, die zusammenarbeiten, die Welt verändern können.“
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Außer: Citizenfour läuft derzeit in einigen österreichischen Kinos.