"Crap" von Scott McClanahan: Tick, tick, tick
Das Buch "Crap" erzählt von einem US-Landstrich, der von Menschen bevölkert ist, die Glück für eine Hautkrankheit halten. Bei denen die Frage, wann Trostlosigkeit und Verlassenheit die flüchtigen Phasen von Zufriedenheit und Hoffnung wieder kapern, als Grundton immer mitläuft. Für einen monothematischen Report aus dem kaputten Leben inmitten der sterbenslangweiligen Weiten im ländlichen US-Staat West Virginia ist Scott McClanahan, 43, jedoch ein zu pfiffiger Autor.
"Crap", McClanahans Debütroman, der im Original 2013 erschienen ist, wirkt wie das Spiegelbild eines Provinzfleckens, das, durch ein dunkles Prisma gebrochen, in vielen Farben leuchtet: "Crap, also Scheiße, düngt die Erde, und dann wachsen Blumen." McClanahan erzählt, literarisch lustvoll verfremdet und ohne Scheu vor direkter Leseransprache, von Wegbegleitern und Jugendfreunden, Großmutter Ruby und Onkel Stanley, dessen Existenz aufs Innigste mit einer erstaunlichen Variation von "Shit!"-Auslegungen verbunden ist.
"Crap" bietet viel trockenen Humor und die Kunst der grellen Farbe, abrupte Wechsel und dosiertes Pathos, dazu wunderlich schrille Szenen, die verlässlich in noch wundersameren Schlusskommentaren kulminieren: "Bringen Sie lieber Ihr Gebüsch hier dazu, nicht so viel Scheiße zu labern!" Um so einen Satz zu schreiben, muss zuvor schon einiges schiefgelaufen sein. Ein eher dunkler Hintergrund ist auch bei folgender Sentenz zu vermuten: "Wenn ich irgendwann sterbe, schmeißt mich einfach raus in den Hof, damit die Waschbären was von mir haben." In McClanahan-Kurzformel: "Die Welt war ein Witz." Und wir alle nur Ameisen.
"Tick, tick, tick", mahnt der Autor wiederholt seine Leserschaft, derart schnell fliege das Leben dahin: "Tick, tick, tick." Mit "Crap", diesem schönen Rausch, lässt sich die ungreifbare Zeit immerhin superb vertändeln.