Cursed Lady

Cursed Lady: Natalie Portman als „Jackie”

Natalie Portman als „Jackie”

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Die Trauer ist für das Kino ein schwieriges Thema. Schmerz und Verlust sind keine großen Bilder abzuringen, psychische Rückzüge kaum darzustellen. Dieser Film versucht dennoch, hinter das blutbespritzte Gesicht der Jacqueline Kennedy zu blicken, über das versehrte rosa Chanel-Kostüm hinaus zu sehen, das sie am 22. November 1963, am Tag der Ermordung ihres Mannes, in Dallas trug.

„Was war real, was war Performance?“

Aber auch ums Schauspielen geht es hier: „Jackie“ (Österreich-Start: 27. 1.) handelt von Politstrategien, Charaktermasken und Images. „Was war real, was war Performance?“, fragt die Präsidentenwitwe leise. Die zwischen Befangenheit und Kälte changierende Intensität, zu der die Schauspielerin Natalie Portman fähig ist, wird in „Jackie“ von einer Inszenierung fixiert, die nicht breit ausholt, sondern einen knappen Zeitschnitt wagt, sich auf jene paar Tage konzentriert, in denen sich Jacqueline Bouvier Kennedys Leben für immer verwandelte. Dies ist die Story einer Identitätskrise, einer sich Verhärtenden, Verwunschenen, Verfluchten: von der First Lady zur Cursed Lady.

Die Musik ist übrigens entscheidender Teil der Wirkung dieses Films: Der nach „Under the Skin“(2014) zweite Kino-Soundtrack der jungen britischen Musikerin Mica Levi setzt mit dunklen Violinen einen deutlichen Kontrapunkt zu dem von JFK geliebten Broadway-Frohsinn „Camelot“ (1960), der in „Jackie“ zur politischen Allegorie wird: das Kennedy-Königreich als Musical-Albtraum. Wie alle Filme des Chilenen Pablo Larraín (demnächst wird sein anderes Biopic, „Neruda“, ebenfalls hiesige Kinos erreichen) ist auch dieser eigenwillig gestaltet: Der visuelle Stil erscheint in Larraíns erstem englischsprachigen Werk klug gedrosselt. Trauer verträgt keine Bilderstürmerei.

Stefan   Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.