Morgenpost

Auf Herz und Leber

Von der Hochkonjunktur des Sauerteigbrots und eingeschrieben versandten Getränken aus gemälzter Gerste.

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Sie wissen es vielleicht noch nicht, aber Ihr vielfältig engagiertes Nachrichtenmagazin kümmert sich neben allerhand seriöser Berichterstattungs- und Aufdeckungsarbeit gerne auch um Ihre alkoholische éducation sentimentale, wenn ich hier den großen Gustave Flaubert zitieren darf (der sich dagegen vermutlich wehren würde, aber eben nicht mehr kann). profil versteht sich ja als Schule der Empfindsamkeit, eh ganz grundsätzlich, aber insbesondere auch auf dem Feld der gustatorischen Wahrnehmung. So bieten wir Ihnen, über eine schöne Initiative unserer Marketingabteilung, demnächst Gelegenheit zu einer quasi-wissenschaftlichen Erkundung der Grundlagen und Wirkungen einer Edelspirituose am eigenen Leib – und Sie müssen dazu nicht einmal das Haus verlassen: Denn am 23. März wird es ab 19 Uhr zu einem, wie es im Neudeutschen so schön heißt, „Live-Whisky-Online-Tasting“ (lies: Berauschung in den eigenen vier Wänden) kommen.

Um übrigens exakt den Preis, den die Wienerinnen und Wiener laut Wirtschaftskammer für die krisengetrübten Silvesterfeierlichkeiten 2020 durchschnittlich auszugeben bereit waren, erhalten Sie postalisch eine Auswahl von fünf Whiskysorten inklusive Whiskyglas, um diese wenige Tage später mit, sagen wir, „Gleichgesinnten“ im Rahmen einer Online-Verkostung auf Herz und Leber zu testen. Also zu tasten, wie der schottische Hochlandbauer sagen würde. Der Whisky-Guru Ewald Stromer, „Markenbotschafter" der auf der Insel Islay gebrannten Sorte Bruichladdich, wird durch den Abend führen und die feinen Unterschiede zwischen Classic Laddie, Islay Barley, Port Charlotte und Port Charlotte und Octomore erläutern. Man wird, wenn man mag, via Chat-Funktion dazu auch Fragen stellen können. Wenn man noch kann. Anmeldung ist, bei Interesse, hier möglich.

Ein Fehlschlagerl jagt das nächste

Der eigentliche Star jenes Abends wird naturgemäß nicht Stromer sein, sondern der Single Malt Bruichladdich, sprich [ˌbɹʊəxˈladɪ(ç)], also etwa „Bruchläddi“ (nach anderen Quellen auch: „Brukläddi“), was wie die lässige Verkleinerungsform einer „Bruchlandung“ klingt – und uns also ganz organisch zum nächsten Thema führt: zur Fehlschlagerl-Serie der Bundesregierung nämlich, was die Verteilung dringend nötiger Impfstoffdosen für Hochrisikopatienten betrifft. profil-Redakteurin Rosemarie Schwaiger fasst in diesem Video den Stand der Dinge zusammen und plädiert dafür, dass Menschen, die eine Covid19-Infektion bereits überstanden haben (es könnten allein in Österreich mehr als eine Million Corona-Genesene leben), vorläufig nicht geimpft werden, weil sie sich sehr wahrscheinlich derzeit nicht anstecken können und vermutlich auch kaum infektiös sind. Klingt logisch, wird trotzdem nicht gemacht.

Konfusion für alle!

Whisky hin, Impfung her: Es ist alles lächerlich, wenn man an die Klimakatastrophe denkt. In der dritten Folge unseres neuen Klima-Podcasts „Tauwetter“, den das profil-Wirtschafts-Duo Christina Hiptmayr und Joseph Gepp nun im Zweiwochen-Rhythmus gestaltet, tritt Günther Lichtblau, Experte des Umweltbundesamts, auf. Sein Fachgebiet heißt Öko-Bilanzierung. Er gibt Antworten auf die Frage, wie man eigentlich Treibhausgasemissionen misst. Wer weiß das schon? Auch spannend: Ines Holzmüllers erhellende Zusammenfassung der Wörter, die wir im Corona-Jahr besonders häufig gegoogelt haben. Die Suchbegriffe „Sauerteigbrot“ und „Hoffnung“ nehmen da offenbar Spitzenplätze ein. Man kann das ganz gut nachvollziehen – wie auch die sehr populäre Online-Nachfrage, welcher Tag heute eigentlich gerade sei. Konfusion für alle!

Genießen Sie den Februar-Frühling!

Stefan Grissemann

Stefan   Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.