Kulturtipp

Das innere Kind: Zur Arbeit des Young Curators Club

Kunstinitiativen für morgen: Stefan Grissemann plädiert dafür, sich die Arbeit des Young Curators Club näher anzusehen. Gelegenheit dazu bietet sich heute Abend.

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Neben all den gewichtigen Stimmen und etablierten Institutionen des Kunstbetriebs bestehen zu können, einen Platz in diesem zu finden, wenn man jung ist und noch ohne einflussreiche Verbündete arbeitet: Diese Aufgabe kann unüberwindlich erscheinen. 

Der Young Curators Club (YCC) ist ein Verein, der diesbezüglich Einstiegshilfe bietet, der junge Kuratorinnen und Kuratoren auf Non-Profit-Basis fördert und schult. Seine Interventionen, zu denen auch monatliche Talks mit berufserfahrenen Menschen gehören, sind in der Regel schnell und effizient: Die Ausstellungen, die der YCC seit 2021 an alternativen Kunstorten ausrichtet (auf ein gutes Dutzend blickt man bereits zurück), sind meist nur kurzfristig zu besichtigen, aber politisch hellwach und erfrischend ambitioniert gestaltet. Und sie sind keineswegs nur branchenintern von Interesse, sondern auch beste Gelegenheiten, den Erstkontakt mit handverlesenen jungen Positionen herzustellen. 

Eine vom YCC entwickelte, von den Kuratorinnen Laura Birschitzky und Lena Schober federführend in Form gebrachte Ausstellung – Titel: „Play Ground“ – ist ab heute im Studio Golfklub in der Leebgasse 35, im zehnten Wiener Gemeindebezirk, zu überprüfen. Ab 18 Uhr findet die Vernissage statt, zwischen 11. und 13. Juli läuft die Schau anschließend noch, jeweils 16 bis 20 Uhr. „Play Ground“ versteht sich als Plädoyer für das Spiel als Gegenmittel zu Produktivitätszwang und Selbstoptimierung, für die „Verzauberung des Alltags“. Wenn der YCC in seinem Informationstext zur Ausstellung auf das „innere Kind und seine grenzenlose Fantasie“ verweist, spricht er auch von der Ungebundenheit der Kunst an sich. „Während wir spielen, sind wir präsent, agieren unbefangen, üben uns in Kreativität – und plötzlich ist alles möglich.“ 

Die beteiligten Künstlerinnen –  Ines Frieda Försterling, Helena Linnert-Fuller & Louise Omland, Sarah Sternat und Laura Weiss – verleihen trivialen Objekten subversive neue Identitäten, feiern damit auch eine im Prozess des Spielens kultivierte „Selbstfürsorge“ – und die Magie einer geschützten Zone, in der jenseits unserer Routinen Unabsehbares geschieht. Mögen die Spiele beginnen!

Stefan   Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.