Ist das Leben lebensgefährlich, Herr Strunk?

Der deutsche Humorist Heinz Strunk im Interview

Interview. Der deutsche Humorist Heinz Strunk im Gespräch

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profil: In Ihrem neuen Buch "Das Strunk-Prinzip“ schlüpfen Sie in die Rolle eines Lebensberaters. Sind Sie Ihrer angestammten Berufe - Musiker, Schauspieler, Schriftsteller - überdrüssig geworden?
Strunk: Ich mache viel, der Schornstein muss rauchen. Ich bin darauf angewiesen, entweder einen weiteren Riesenbestseller zu landen wie "Fleisch ist mein Gemüse“ oder mich auf anderen Feldern zu bewähren. Entscheidend ist, was hinten rauskommt. Das wusste schon Helmut Kohl.

profil: Besteht da nicht Gefahr, sich zu verzetteln?
Strunk: Ich beherrsche verschiedene Disziplinen ganz gut - im Gegensatz zu Madonna, die selbstverständlich davon ausgeht, sie könne Kinderbücher illustrieren oder Schauspielkunst auf die Leinwand zaubern. Kann sie natürlich nicht. Ich würde mich in aller Bescheidenheit auch nicht als Weltklassemimen einordnen. Ein paar Charaktere kann ich aber ganz gut.

profil: Es heißt: Übung macht den Meister.
Strunk: Es ist legitim, sich auszuprobieren. Verfügt man aber nicht über die entsprechende Selbsteinschätzung und ein kritisches Umfeld, das einem abrät, wird es unangenehm. Ich hoffe, ich bin bislang ohne gröbere Peinlichkeiten davongekommen.

profil: In "Das Strunk-Prinzip“ verbreiten Sie Ihre Lebensphilosophie geradezu marktschreierisch. Das Coaching scheint Ihnen Freude zu bereiten.
Strunk: Mit den Themen Motivationstraining und Selbstermächtigung setze ich mich seit geraumer Zeit auseinander. Die Slogans des Motivationsgurus Jürgen Höller, der in Seminaren über eine Million Menschen geschult haben will, üben auf mich außerordentliche Faszination aus. Die Höller-Methode schien mir für dieses Buch die nahezu ideale Art der Verpackung zu sein. Der Inhalt korrespondiert freilich nicht ganz mit dem, was der Titel suggeriert.

profil: Ein klassischer Satz der Lebensphilosophie lautet: "Das Leben ist lebensgefährlich.“ Stimmen Sie dem zu?
Strunk: Irgendwie schon, aber dann auch wieder nicht. Im Zweifelsfall könnte ich den Satz unterschreiben, so wie man vieles unterschreiben kann.

profil: Werden Suchende in Ihrem Buch fündig?
Strunk: Nein, fürchte ich. Unter dem Deckmantel der Schwerstironie verbirgt sich aber doch die eine oder andere Wahrheit. Es ist der Intelligenz des Lesers überlassen, ob er all das ordnet oder das Buch als riesengroßen Quatsch abtut.

profil: Soll man in düsterer Stimmung zu Ihrem Ratgeber greifen?
Strunk: Unbedingt. Das Buch verschafft Kurzweil.

profil: Um ein Karl-Valentin-Zitat zu modifizieren: Humor ist schön, macht aber viel Arbeit?
Strunk: Extrem viel Arbeit. Rohrkrepierer, Peinlichkeit und gelungener Witz liegen oft nah beieinander.

Heinz Strunk, 52

zählt zu Deutschlands avancierten Humorarbeitern. Im Band "Das Strunk-Prinzip“ versammelt der Schriftsteller ("Fleisch ist mein Gemüse“), Schauspieler ("Immer nie am Meer“) und Mitglied der fiktiven 1980er-Jahre-Band Fraktus seine zwischen 2012 und 2014 publizierten Kolumnen für das Satireblatt "Titanic“. Ende Jänner erscheint Strunks Songsammlung "Sie nannten ihn Dreirad“.

Heinz Strunk: Das Strunk-Prinzip. Rowohlt Taschenbuch, 236 S., EUR 12,40

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