Der Schnittmacher
Eine Stadt ist einfach schöner als die andere“, schwärmt Mustafa Matani: "In letzter Zeit fahre ich quer durch Österreich und sehe mir dieses Land an.“ Ein Jahr brauchte er für den Fußweg von Afghanistan nach Österreich. Drei Mal wurde er dabei von Polizisten aufgegriffen. "Ich dachte, auch sie bringen mich zurück“, berichtet Matani von seiner ersten Begegnung mit österreichischen Beamten. Als sie ihm sagten, dass er nicht ausgewiesen werde, hatte Matani Tränen in den Augen. Die erste Hürde war geschafft. Trotzdem verlief das erste Jahr schwieriger als erhofft. Erst vor zwei Monaten wurde ihm subsidiärer Schutz gewährt, nicht viel länger besucht er einen Deutschkurs. In dieser Zeit bot ihm die Kattunfabrik genau das, was ihm die Behörden verwehrten: Sicherheit und Stabilität. Matani wohnte gerade in St. Pölten und suchte nach Arbeit. "Ich bin hingegangen, habe mit Jimmy (der Leiter der Kattunfabrik, Anm.) gesprochen und konnte anfangen.“
Traum vom eigenen Business
In der Kattunfabrik in der niederösterreichischen Landeshauptstadt lernen Flüchtlinge zu schneidern und gleichzeitig den deutschen Fachjargon dazu, damit sie später in den Arbeitsmarkt integriert werden können. Viele der Flüchtlinge haben schon in ihrem Herkunftsland geschneidert. Matani nicht. Seine Fluchtroute führte ihn über Istanbul, wo er eine Zeit lang unter sklavenähnlichen Bedingungen in einer Jeansfabrik schuftete. Trotz widrigster Arbeitsumstände verliebte er sich damals in den Stoff. "Manchmal gehe ich in Geschäfte, um die Qualität ihrer Jeans zu prüfen. Gute Jeans sind hier sehr teuer.“ Deshalb will Matani sparen - nicht etwa, um sich teure Jeans zu leisten, sondern um in die Türkei zu reisen und von dort Warenmuster nach Österreich zu bringen. Er möchte der Kattunfabrik etwas zurückgeben und versuchen, günstig hochqualitative Jeans in Österreich herzustellen und vielleicht sogar sein eigenes Business aufzubauen - in irgendeiner dieser wunderschönen Städte.