Kino

Die Oscar-Show 2024: Alles "Oppenheimer" oder was?

Montag früh werden Hollywoods begehrte Academy Awards zum 96. Mal verliehen. Was wird dort passieren? Und wo können Sie die ausgezeichneten Filme bereits vorab streamen? Ein Überblick.

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Es könnte ein bisschen langweilig werden, das ist bei den Oscars ja nicht selten so. Die Gala, zum vierten Mal moderiert von dem Comedian Jimmy Kimmel, der vermutlich, sollte es öde werden, dafür nicht verantwortlich sein wird, hat nämlich einen derart deutlichen Favoriten, dass es an Spannung mangeln könnte: Christopher Nolans „Oppenheimer“, das leicht überproduzierte Biopic zu Leben und Werk des Wegbereiters der Atombombe, hatte ja bereits bei den Golden Globes, den British Film Academy Awards und den Screen Actors Guild Awards reüssiert. Nun geht „Oppenheimer“ mit 13 Nominierungen in 23 Kategorien ins Rennen, also in nahezu sämtlichen in Frage kommenden Bereichen. 

Alles andere als ein Kantersieg für Nolan und seinen Nuklearreißer bei der Academy-Awards-Gala 2024, die in den frühen Morgenstunden des Montag (mitteleuropäischer Zeit) stattfinden wird, wäre jedenfalls eine Überraschung, auch wenn wesentlich avanciertere Filme („The Zone of Interest“, „Poor Things“, „The Holdovers“, „Maestro") zur Auswahl stehen. Sieben Oscars für „Oppenheimer“ allein prognostiziert die gewöhnlich recht treffsicher weissagende „New York Times“. Aber Überraschungen sind möglich angesichts einer bisweilen erratisch agierenden Academy, die das Gehörlosendrama „Coda“ (erinnert sich an diesen Film noch jemand?) zum besten Kinowerk des Jahres 2022 gemacht hat.

Gerechtigkeit in Hollywood?

Zu den Ausnahmen dieses Jahres zählt die fünffache Nominierung eines französischen Films – Justine Triets „Anatomy of a Fall“. Ihm werden gute Chancen auf einen Drehbuch-Oscar eingeräumt. Absurderweise reichte Frankreich diesen Film, der ja die Festspiele in Cannes gewonnen hatte, als besten internationale, also nicht-englischsprachige Arbeit nicht ein, schickte stattdessen das kulinarische Edel-Kunstgewerbe „Geliebte Köchin“ ins Rennen  – der Film schaffte es dann nicht einmal unter die Nominierten; so wird „The Zone of Interest“ in jener Kategorie der Sieg wohl kaum zu nehmen sein. Gut so. Auch in der Kategorie „Bester Ton“ müsste Jonathan Glazers – vor allem auf der Sound-Ebene mit ungenannter Präzision agierender – Film gewinnen, wenn es in Hollywood Gerechtigkeit gäbe.

Stefan   Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.