Drei Tage Ewigkeit: Richard Linklaters "Everybody Wants Some!!"
Richard Linklater verkörpert im zeitgenössischen US-Kino die Utopie eines Künstlers, der so frei zwischen kommerziellen und experimentellen Erzählungen hin und her wechseln kann, dass diese Trennung kaum noch Sinn ergibt. Es sind eher die Themen als die Formate, die darin Schwerpunkte setzen. Die Zeit ist einer davon, etwa in den minimalistischen Filmen der „Before“-Serie oder zuletzt in dem epochalen Werk „Boyhood“, in dem Linklater ein Kinder- und Teenagerleben in einen Spielfilm gepackt hat, der über zwölf Jahre mit denselben Schauspielern gedreht wurde.
„Everybody wants some!!“ holt nun Ereignisse des Jahres 1980 aus den Archiv- und Partykellern – und setzt auf extreme zeitliche Verdichtung. Linklater erzählt von den drei Tagen und Nächten, die Jake („Glee“-Crooner Blake Jenner) vor Beginn seines ersten Studienjahrs in Texas erlebt. Die Baseball-Collegemannschaft, für die er engagiert wurde, denkt noch nicht ans Trainieren, dafür umso mehr an Gras, Bier und feierlustige Studentinnen. Glitterdisco, Country-&-Western-Bar, ein Undergroundkonzertsaal und Studentenhäuser sind die Abenteuerräume, die sich ihnen öffnen. Doch weil die erst am Ende auch romantische Komödie so konsequent aus der Perspektive der Baseball-Buben erzählt ist, ergibt sich ein zwar amüsanter, aber auch leicht monomanischer Ton. Der jugendliche Narzissmus seiner Helden steckt auch die verklärende Erzählung an: Man würde doch manchmal gern mehr von den jungen Frauen dieser College-Welt begreifen, als der von so viel Testosteron getrübte Blick des Films erlaubt.