Edna Million: Mitreißend wie ein Wildbach
Im Video zu „The Pool“ von Edna Million ist alles schwarz-weiß. Schwarze Hose, schwarzes T-Shirt, schwarzes Haar. Ein einziger Lichtkegel. Weißer Heizkörper, weiße Tapete, weiße Tür. Dazwischen sieht man eine durchsichtige Plane, sie bewegt sich im Wind, flattert auf und ab, schlägt zeitweise Wellen wie wildes Wasser. Edna Millions Eröffnungssong „The Pool“ heißt nicht nur wie ein Schwimmbad, er wirkt auch ein bisschen wie eines. Tief und dunkel, klar und ehrlich. Ob man will oder nicht, er zieht einen mit, lässt einen untertauchen, abschalten.
„I made something out of nothing / Like a song I sang for you“, lautet da eine Zeile. „I made nothing out of something / By painting it all blue.“ Und das stimmt. Edna Million braucht wirklich nicht viel, um „something“ zu erschaffen, um alles „blau anzustreichen“ und einen in ihren Swimmingpool zu stoßen . Es reichen ihre halbakustische Gitarre, ein gut geschriebener Songtext und der androgyne Klang ihrer dunklen Stimme. Um die geht es auch fast immer als Erstes, wenn Medien über sie berichten. Mit ihr trifft Edna Million offenbar einen besonderen Nerv. Dazu kommt die Art, wie sie Kunst versteht und musiziert. All das macht sie zu einem willkommenen, wahrscheinlich sogar bitter notwendigen Gegenmodell. Zu einem sicheren Hafen abseits von Überfluss und lauten, redundanten Musikcharts.
Edna Million gelingt dies mit bewundernswerter Leichtigkeit. Ihr Debüt ist so unverhohlen und natürlich wie ein Wildfluss – und genauso mitreißend. Die Albumpräsentation von „The Pool“ (Veröffentlichungsdatum 29. März) findet am 4. April im Wiener Jazz & Musicclub Porgy & Bess statt.