Energieschub

Energieschub: "Die Welt im Rücken“ und "Galápagos"

Energieschub: "Die Welt im Rücken“ und "Galápagos"

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Als in Europa gerade der Nationalsozialismus heraufdämmert, wandern ein deutscher Arzt und seine Lebensgefährtin auf die entlegenen Galápagos-Inseln aus; sie wollen ein neues, freies Lebensmodell erproben, aber sowohl die Herrenmenschen-Ideologie als auch unliebsame Nachbarn aus der Heimat holen die beiden ein. Dramatiker Felix Mitterer hat aus einem realen Fall, der unter dem Schlagwort "Galápagos-Affäre“ in die Geschichte einging, nun ein Stück gebastelt: Drei Menschen kamen unter ungeklärten Umständen ums Leben, das Drama versucht zu klären, wie es dazu kam. Der Stoff ist spannend, und ähnlich wie Christian Krachts Roman "Imperium“ (2012), der im Vorjahr am Wiener Schauspielhaus in einer wahnwitzigen Inszenierung zu sehen war, ermöglicht der exotische Fernblick auf Hitlers politischen Aufstieg eine pointierte Analyse des damals virulenten Gedankenguts. Die langatmige Uraufführung in der Josefstadt (Regie: Stephanie Mohr) findet allerdings keine Mitte zwischen bravem Nacherzählen und überdrehten Momenten.

Grandiose One-Man-Show

Ganz anders geht es im Akademietheater zu: Regisseur Jan Bosse und Ausnahmeschauspieler Joachim Meyerhoff haben Thomas Melles hochgelobten Roman "Die Welt im Rücken“ für die Bühne adaptiert. Der Autor erzählt darin selbstmitleidlos seine Krankengeschichte, wie er langsam in eine Manie hineinschlitterte, der eine tiefe Depression folgte. Der Text ist schonungslos offen und popkulturell aufgeladen (Sex mit Madonna!). Meyerhoff, der sich an vielen Stellen auch gekonnt zurücknimmt, liefert eine grandiose One-Man-Show, in der einander Schrecken und Selbstironie - die Inszenierung fragt auch, ob am Theater nicht vielleicht alle ein wenig manisch seien - raffiniert die Balance halten.

Karin   Cerny

Karin Cerny