Andi Dvořák über den Record Store Day: „Nur Schnickschnack“
Am 18. April ist es wieder soweit: Vinyl-Liebhaber strömen am jährlich stattfindenden Record Store Day (RSD) weltweit in die Plattenläden, um sich limitierte Veröffentlichungen bekannter Musiker und lokaler Geheimtipps zu sichern. Heuer, im Rahmen der bereits achten RSD-Auflage, finden sich unter den rund 400 eigens dafür gepressten Editionen klingende Namen von David Bowie über Johnny Cash bis Wanda. In Österreich beteiligen sich an dem Event mehr als ein Dutzend Plattenläden von Vorarlberg bis Wien.
Andi Dvořák, Inhaber des 2005 gegründeten Wiener Labels Fettkakao, sieht den Record Store Day allerdings vor allem als Marketinggag für große Plattenfirmen, wie er im Interview mit profil betont: „Hier wird versucht, das Medium in den Vordergrund zu stellen, statt sich mit den Künstlern zu beschäftigen.“ Die an diesem Tag veröffentlichten Pressungen seien für Dvořák großteils ohne musikalische Relevanz: „Das meiste ist nur Schnickschnack.“
Man muss Totes nicht wiederbeleben
Von dem derzeit gerne ausgerufenen Vinyl-Boom will der 35-Jährige nicht sprechen. Was sich in den letzten Jahren verändert habe, ist das aggressive Marktverhalten großer Plattenfirmen: „Ich muss mittlerweile viel länger auf meine Vinyl-Pressungen warten, da sich Major-Labels mit hohen Stückzahlen einen Vorrang bei der Herstellung erkaufen können.“ Seine persönliche Leidenschaft für die schwarze Scheibe legt Dvořák trotz seiner über 2000 Platten umfassenden Sammlung ohne Nostalgie an: „Ich liebe Schallplatten“, meint der bärtige Label-Chef und Musiker lakonisch, „aber wenn Vinyl verschwindet, verschwindet es eben. Man muss Totes nicht wiederbeleben.“
Als mögliche Wertanlage sieht Andi Dvořák seine Sammlung nicht, auch wenn er weiß, dass sich darunter einige wertvolle Raritäten befinden. „Ich bemesse Dinge nicht in Geld“, merkt er trocken an. Diese Einstellung spiegelt sich auch bei den von Fettkakao veröffentlichten Künstlern wider: „Mich interessieren vor allem Diskurse, Ideen und deren visuelle Umsetzung – und in welchem Kontext Musiker ihre Arbeit kommunizieren.“ Für Andi Dvořák ist die Schallplatte noch immer das beste Medium, um diesen Gedanken zu transportieren. Record Store Day hin oder her.