Neubesetzung des Filmbeirats des Bundeskanzleramts: Wellen hoch!
Keine der vielen – ästhetischen bis kulturpolitischen – Debatten, die Crossing-Europe-Intendantin Christine Dollhofer ihrem Festival mit auf den Weg gab, erregte die Gemüter ihrer Gäste so sehr wie jene Neuigkeit, für die sie nichts konnte: Die Neubesetzung des Filmbeirats in der Abteilung II/3 des Bundeskanzleramts, zuständig für die Förderung „innovativer Projekte im Bereich des Spiel-, Dokumentar-, Animations- und Experimentalfilms“, ließ die Wellen hoch schlagen.
Denn nicht nur hatte Kulturminister Gernot Blümel den Beirat – ebenso wie den Festivalbeirat – ohne Not über Monate unbesetzt und die inzwischen über 90 Förderungsanträge damit unbearbeitet liegen gelassen (profil berichtete), er scheint ihn nun auch in ungeahnte neue Richtungen positionieren zu wollen.
Offenbar über den Kopf seiner Abteilungsleiterin Barbara Fränzen hinweg, wie ein Insider profil erklärte, verpflichtete Blümel für beide Beiräte Menschen, die mit dem Feld, in dem sie nun mehrere Jahre lang Förderungsempfehlungen aussprechen sollen, keinerlei Expertise haben.
Droht der Umbau der Filmförderung in Richtung TV-Kommerzialismus? Die Vervorstadtweiberung des Kinos?
Der Fernsehproduzent Oliver Auspitz hat sich als Produzent von Serien wie „Schnell ermittelt“, Boulevardkino wie „Anna Fucking Molnar“ und übrigens auch mit Gernot Blümels erklärtem Austrolieblings-„Film“, der Miniserie „Maximilian“ einen Namen gemacht. Dazu kommen der Schauspieler Hannes Fretzer und der bei der Novotny-Film arbeitende Produzent Alexander Glehr. Das einzige neue Beiratsmitglied, das sich mit innovativem Film bereits befasst hat, Kerstin Parth, hat ihre Verpflichtung bereits abgelehnt. So bleiben vom alten Beirat nur Barbara Kaufmann und Dariusz Krzeczek; sie sind nun in der Minderheit.
Noch bizarrer hat Blümel den Festivalbeirat neu besetzt: mit dem Schauspieler Serge Falck und dem TV-Produzenten und Musicalautor Peter Hofbauer. Man kann sich nun, auch angesichts der nahenden Neupositionierung des Österreichischen Filminstituts, natürlich fragen, ob denkwürdige Fehlbesetzungen dieser Art auf bloße politische Ignoranz und Gleichgültigkeit zurückzuführen sind – oder ob damit doch, wie ungelenk auch immer, eine Art Strategie verbunden sein kann: Droht der Umbau der Filmförderung in Richtung TV-Kommerzialismus? Die Vervorstadtweiberung des Kinos?
Ein offener Brief der alarmierten Filmbranche, verbunden mit der dringenden Aufforderung der Rücknahme dieser Neubesetzungen, wird Blümel in den kommenden Tagen erreichen.