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Fortsetzung folgt! profil empfiehlt die besten aktuellen (und künftigen) Serien

Serien-Preview 2025: Was man heuer im Auge behalten sollte – und worauf man jetzt schon einen Blick werfen kann.

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Machen wir uns nichts vor: Auch 2025 wird viel mehr Fernsehfiktion abrufbar sein, als selbst die engagiertesten Bingewatcher je anschauen könnten – und damit viel Entdeckenswertes unbeachtet bleiben. Immerhin: Der quantitative Output-Spitzenwert der Peak-TV-Ära liegt hinter uns, ebenso wie die streikbedingte Teilflaute in der vergangenen Spielzeit. Alles fast wieder normal? Der kreative Wagemut, der das Serienwunder einst beflügelte, ist weiterhin eher rar gesät; ähnlich wie im Kinogeschäft liegt der Fokus immer weniger auf unerprobten neuen Ideen als auf risikominimierender Verwertung etablierter Marken und Formate. Im Folgenden also: Was 2025 zu erwarten ist – und was sich schon jetzt aufzuspüren lohnt.

Severance (Staffel 2)

Späte Rückkehr eines subversiven Pandemie-Serienhits, die Erste. Mitten in die letzte Homeoffice-Hochphase schlich sich Anfang 2022 Dan Ericksons ungeahnt populäre Dystopie, maßgeblich inszeniert von Ben Stiller als Amalgam aus Sci-Fi-Surrealismus, Verschwörungsthriller und Corporate-Satire. Ihr Kern war ein Gedankenspiel, das an eine Fusion der Fantasievorstellungen Charlie Kaufmans („Vergiss mein nicht“) und Charlie Brookers („Black Mirror“) denken ließ: Was würde passieren, wenn sich das berufliche Ich irreversibel vom privaten trennen ließe? Ausgerechnet auf Apple TV geriet diese radikale Überzeichnung des Konzepts der Work-Life-Balance zum pointierten Kommentar auf die Tücken hochpolierter Neo-Arbeitswelten.

Auch in der zweiten „Severance“-Staffel, die das Niveau der ersten souverän zu behaupten versteht, stapelt sich in einem Labyrinth endloser Korridore Mysterium auf Mysterium. Sie sind mehr denn je dazu angetan, die eisernen Gewissheiten der Protagonisten über Identität und Realität ins Wanken zu bringen. In einer Zeit, in der Inhalte immer öfter algorithmisch zusammengestellt zu werden scheinen, wirkt diese Mindfuck-Serie wie ein Monument unverfälschter kreativer Vision: visuell unwiderstehlich, philosophisch scharfsinnig – und schon jetzt ein klarer Kandidat für die Jahresbestenlisten. Ab 17. Januar auf Apple TV+

Squid Game (Staffel 2)

Späte Rückkehr eines subversiven Pandemie-Serienhits, die Zweite. So unerwartet der Aufstieg von „Squid Game“ zum globalen Popkulturphänomen kam, so unvermeidlich war die Fortsetzung – auch wenn die Story kaum weiterer Kapitel bedurft hätte. In ihrer zweiten Staffel verschiebt Hwang Dong-hyuks hyperbrutale Kapitalismusparabel die Akzente: War bisher das System der alleinige Schuldige, rückt nun der Einzelne ins Rampenlicht der Kritik – nicht selten gierig, egoistisch, unsolidarisch. Spieler 456 tritt erneut ins tödliche Spiel: ein gebrochener Sieger, der seinen Triumph längst als Niederlage begreift. Mit einer Rebellion im Herzen muss er sich der gefährlichen Paradoxie seines Handelns stellen: Wann wird der Widerstand zur Anpassung, das Mitspielen zur stillen Komplizenschaft?  

Der zweite Durchgang der erfolgreichsten Netflix-Serie aller Zeiten sorgt mit seinem bonbonbunten Nihilismus zwar erneut für reichlich unbequeme Momente, mutet aber wie ein Spiel auf Zeit an: Ans Eingemachte und hoffentlich auch an die Essenz geht es wohl erst in der dritten, voraussichtlich finalen Staffel. Der Schlusspfiff dürfte aber noch länger nicht ertönen – denn ein US-Ableger von David Fincher hat bereits grünes Licht erhalten. Neu auf Netflix