Literatur

Einer der besten Romane des Jahres: Frank Schulz' „Amor und Goliath“

Der Prosa des Hamburger Schriftstellers entkommt man nicht. Lobgesang auf einen Ausnahmeautor.

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Die erste Annäherung an Frank Schulz darf via Wikipedia erfolgen, jenes Onlinelexikon, das der Autor in vielen seiner Bücher fröhlich räubert. „Schulz wurde als Sohn eines Klempnermeisters und dessen Frau Hildegard geboren“, ist da zu lesen. „Er arbeitete als kaufmännischer Angestellter in Hamburg, studierte verschiedene geisteswissenschaftliche Fächer und begann zu schreiben. Nebenberuflich arbeitete Frank Schulz als Dokumentar der Zeitschrift ,Gala‘“. Eine Schriftstellerlaufbahn, wie man so sagt. Auf dem Foto trägt Schulz einen bauschigen Bart, der stets so aussieht, als sei er frisch angeklebt worden.

Seit seinem Debüt, „Kolks blonde Bräute“ (1991), betätigt sich Schulz, 1957 in Hagen bei Stade geboren, als Satzgirlanden-Jongleur und Wort-Feinabschmecker mit Hang zu sympathisch tief gelegtem Boulevard: Kaum ein Buch des Schriftstellers, in dem nicht das große deutsche Schlager-Liederbuch (und sehr viel andere Musik) erklänge, durch das nicht Trash-TV-Sprenkel und galanter Promi-Gossip geisterten.

Schulz’ Spezialität: geschichten- und geschichtchensatte Bücher als Mischkulanz aus Heimat-, Schelmen-, Milieu- und Gesellschaftsroman, hochkomische Echtzeit-Mitschriften, in denen er sich als wahrer Könner abwechselnder Tonlagen zeigt, mal als ulkige Kitschnudel, mal als Bonmot-Fabrikant, immer aber als Erfinder funkelnder Miniaturen. Für jedes neue Schulz-Buch gilt die Schulz-Satzung: Dieser Prosa entkommt man nicht.

Wolfgang   Paterno

Wolfgang Paterno

ist seit 2005 profil-Redakteur.